Distributed Intelligence mit Datapoint 10, Nixdorf 620 und Burroughs L 4000:

Bei Ford heißt MDT Small Business Systems

20.02.1976

KÖLN - Ausgangspunkt für das Projekt "Umstellung der Distrikt-Büros auf EDV" bei den Kölner Ford-Werken war, bestimmte zentrale Funktionen in Außenstellen zu dezentralisieren. Der Leiter der Abteilung "Dealership Services Systems", Dr. Klaus Hoss, und der Leiter der Abteilung "Vehicel-Information-Systems", Rolf Bertuleit, erläutern: "Wir planen jetzt unsere Fahrzeuge vom Distrikt aus in das Werk ein- vorher wurde das zentral gemacht." Jeder Distrikt könne vorschlagen, welches Modell gebaut werden soll, wobei Verkaufsgesichtspunkte zu berücksichtigen sind. In der Abteilung" Verkaufssysteme" habe man sich deshalb dafür entschieden, in den sechs Distriktbüros keine reinen DFÜ-Terminals einzusetzen, sondern Geräte, die auch in der Läge sind, bestimmte lokale Verwaltungsaufgaben für das Vertriebsnetz eigenständig auszuführen. Die Entscheidung fiel für das System Datapoint 2200, das auf der Basis einer umfangreichen Ausschreibung ausgewählt wurde: "Unsere Anforderungen bezogen sich mehr auf den Prozessor und die Peripherie. sowie auf die Basis-Software - nicht so sehr auf die Übertragungsfähigkeit, die wir als selbstverständlich voraussetzten", berichtet Dr. (...)

Zur Zeit läuft bereits ein System "live". Bis Mitte dieses Jahres sollen die anderen fünf folgen.

Jede Konfiguration wird mit 16 KB-Hauptspeicher, Drucker sowie Karte/ Platte-Peripherie ausgestattet sein.

Aufgesetztes GETS

Und so sieht der Ablauf aus: Die Händler schicken per Post Fahrzeugbestellungen an die Kölner Zentrale, wo sie mit Hilfe eines optischen Beleglesers in den Großrechner IBM 370/ 158 "eingespeist" werden. Freigegebene Fahrzeuge werden per DFÜ an das Distrikt-Büro "frei zur Einteilung" gemeldet.

Kontroll-Funktionen werden nach wie vor von der Zentrale durchführt: Der Distrikt bekommt per DFÜ etwa Berichte, wie er in bezug (...) seine Vorgaben steht und wie er (...) einzelnen Händler betreut hat. (...)er Report mit allen händlerelevanten Daten, die das jeweilige Verkaufsgebiet betreffen, denn Auskunftsbüro für den Händler ist das - nicht die Zentrale.

Zur Datenübertragung benutzen die (...)er ein selbstentwickeltes, "aufgesetztes" Data-Transmission-System, GETS (Generalized European Transmission System) genannt wird. Basissoftware ist IBMs BTAM. Bertu(...):"Wir fahren im normalen BSC-Betrieb unter 2780-Emulation."

Run gegen die Datenbank

Die Distrikt-Büros sind per Währung (2400 Baud) über DS 2400 Mo(...)s der Deutschen Bundespost mit.

Zentrale verbunden. Auf der Großrechnerseite ist eine Datenfernertragungs-Steuereinheit Memorex (-) installiert, die bis zu 15 Leitungen parallel bedienen kann.

Gesendet wird morgens, empfangen Nachmittags - vor dem nächtlichen Haupt-Run der Kölner Update-Programme gegen die Datenbank.

Ist die "Distrikt-Büro-Lösung" dadurch gekennzeichnet daß die dezentralen(...)llen Verbindung zum Kölner Rechenzentrum haben, so gibt es im (...)d-Konzern aber auch Aufgaben(...)lungen, die zwar durchaus zentral (...)fgehängt" werden könnten, bei (...)en aber der Einsatz einer "allein(...)nenden" MDT-Anlage wirtschaftlicher ist: Ein Nixdorf-Computer ist einem Teilbereich der Fertigung installiert und wird nicht vom zentralen Datenverarbeitungs-Stab be(...)t. Rolf Bertuleit erläutert: "Hier (...)en wir eine echte Insellösung ohne (...)dback zum Gesamtsystem, obwohl theoretisch möglich wäre. Bei Hardware handelt es sich um das System 620/35 mit 24-KB-Haupt(...)icher, sieben Bildschirmen, einem (...)cker, einer Bandeinheit und drei (...)tten Ó 2,6 MB.

Die 620 wird - so Dr. Hoss - sowohl für die Datensammlung als auch für die Durchrechnung von zwei Applikationen eingesetzt. Das ist zunächst eine Terminüberwachung für die Lieferung von Maschineneinrichtungen: DieTermine werden, beginnend mit der Bestellung, über Lieferung, Installation und Probelauf bis zur Abnahme verfolgt. Die zweite Anwendung ist eine "simplifizierte Projektkontrolle" (Bertuleit), bei der es um die Genehmigung und Verfügung von Geldern für Investitionsobjekte in einem Fertigungs-Teilbereich geht. Die "Nixdorf-Insel" paßt genau in das bei Ford propagierte Konzept der Distributed Systems. Dazu Dr. Klaus Hoss: "Im Einzelfall ist es eben zweckmäßiger, daß gewisse Anwendungen vor Ort durchgeführt werden, gegebenenfalls mit eigenen Stammdateien. Voraussetzung ist allerdings, daß diese Lösung auch wirtschaftlicher ist, als mit den zentralen Files zu arbeiten."

Reine Stand-Alone-Lösung

Daß der Einsatz von MDT-Anlagen nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen die bessere Alternative zum "Zentralismus", sondern sogar organisatorisch notwendig sein kann, zeigt eine dritte MDT-Lösung: Im Ford-Konzern in der Versandabteilung wird eine Burroughs L 4000 mit Lochkartenperipherie eingesetzt, um Frachtbriefe und Versandpapiere zu schreiben. Wie Bertuleit erläutert, kann diese Anwendung deshalb nicht im Batch gefahren werden, weil die Sequenz, in der Autos gebaut und versandt werden, nicht genau vorherbestimmbar ist. Erst wenn ein Auto vom Band läuft, geht ein Lochkartensatz zum Versand, dort werden die zugehörigen Vorlauf-, Gewichts- und Stützpunktkarten gezogen und dann der Frachtbrief erstellt. Es handelt sich also um eine reine Stand-Alone-Lösung; der Einsatz des Burroughs-Kleincomputers ist - so Bertuleit - allein schon dadurch gerechtfertigt, daß manuelles Schreiben entfällt.