Bei deutschen Web-Shops klemmt die Kasse

14.12.2004
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine
Vor Weihnachten boomt der E-Commerce. Doch viele Anbieter entnerven die Kunden durch komplizierte Zahlungsverfahren und bringen sich damit um gute Geschäfte.

Zu den größten Problemen von Online-Händlern zählt die schlechte Zahlungsmoral vieler Kunden. Deshalb bevorzugen Web-Shops sichere Bezahlmethoden wie die Überweisung. Marktuntersuchungen kommen jedoch zu dem Schluss, dass mehr Umsatz erzielbar wäre, wenn sich die Internet-Shops hier zu einfacheren elektronischen Verfahren bereit finden würden.

Die Studie "e-Commerce 2004", die die Postbank im Herbst 2004 in Auftrag gab, nennt die ausschlaggebenden Kriterien für den Erfolg virtueller Läden: Kundenservice und schnelle Lieferung. Der Preis spiele dagegen eine untergeordnete Rolle. Wer Schnäppchen suche, steigere eher in Online-Auktionen mit.

Mit zunehmender Einkaufserfahrung sinke auch die Angst davor, über den Tisch gezogen zu werden. Und immer mehr Konsumenten entwickelten sich von "Gelegenheits"- zu "Heavy"-Shoppern, die innerhalb von drei Monaten mindestens fünfmal im Internet einkaufen. Dabei ist der prototypische Heavy-Shopper zwischen 30 und 39 oder zwischen 50 und 59 Jahre alt - letztere Gruppe steuert besonders häufig Internet-Apotheken an. Der Heavy-Shopper verdient monatlich mehr als 3000 Euro und arbeitet überproportional häufig als Selbstständiger oder Führungskraft.

Die meisten Kunden zahlen nach Rechnung oder gleich per Online-Überweisung, die Kreditkarte landet laut Postbank-Untersuchung auf dem dritten Platz. Heavy-Shopper schätzen die Bequemlichkeit und zahlen deshalb häufiger elektronisch als Gelegenheitskäufer: Über 60 Prozent der Online-Einkäufer insgesamt und 72,4 Prozent der Heavy-Shopper nutzen Online-Banking und zahlen vorzugsweise per Internet-Überweisung. Rund die Hälfte derjenigen, die online bezahlen, ist der Meinung, Bezahlen im Internet sei sicherer geworden. Bankkunden, die sich ausschließlich auf Geldautomaten oder ihre Filiale verlassen, glauben dies zu 41,6 Prozent. Händler wiederum schätzen die Zahlung per Überweisung - meist Vorkasse - wegen des geringen Ausfallrisikos, stellen ihren Kunden jedoch nur in den seltensten Fällen ein entsprechendes Formular auf ihren Shop-Seiten zur Verfügung. Hier sieht die Postbank Handlungsbedarf: "Investitionen auf Händlerseite fließen in andere Kanäle, beispielsweise in die Erweiterung der Produktpalette oder in den Ausbau des Marketings." In einfachere elektronische Bezahlwege wollen nur 28,1 Prozent der Händler investieren. Dabei haben 72,8 Prozent der Online-Shopper aufgrund von zu aufwändigen, exotischen oder schlicht nicht funktionierenden Bezahlverfahren schon einmal einen Bestellvorgang abgebrochen."