K6-Chip soll von Big Blue gefertigt werden

Bei der Prozessorproduktion muß sich AMD von IBM helfen lassen

06.03.1998

Wie IBM-Sprecher Mike Corrado sagte, betrifft der Auftrag allerdings nur den Teil der Chipfertigung, in dem das CPU-Design auf die Wafer aufgebracht wird. AMD schneidet die Wafer und sorgt auch selbst für das sogenannte Packaging der Chips.

Beide Unternehmen machten keine Angaben zu den finanziellen Dimensionen der Kooperation. AMD sagte auch nicht, wie viele Prozessoren die IBM produzieren wird.

Experten warnen zudem, die Bedeutung der Vereinbarung zu hoch anzusetzen. AMD-Sprecher Scott Allen orakelte, IBMs Engagement werde die Produktionskapazitäten seines Unternehmens "in gewisser Weise befördern". Die Wafer-Fertigung werde bei Big Blue im Laufe des dritten Quartals dieses Jahres anlaufen. Mit ersten Chips aus dieser Produktionslinie sei erst drei Monate später zu rechnen. Man dürfe jedenfalls nicht erwarten, so Allen weiter, daß sich "die K6-Produktion verdoppelt".

AMD muß bei sich selbst für Ordnung sorgen

Nathan Brookwood, Analyst vom Marktforschungsinstitut Dataquest, haut in die gleiche Kerbe: AMD müsse unabhängig von dem IBM-Deal seine Produktionsschwächen selbst in den Griff bekommen. Bekanntlich hat AMD erhebliche Probleme, aus seiner Wafer-Fertigung eine befriedigende Ausbeute an intakten Prozessoren zu gewinnen. Die hieraus resultierenden Lieferengpässe des vom Markt ansonsten bereitwillig angenommenen Konkurrenzprodukts zu Intels Pentium-II-Chip hatten in der jüngeren Vergangenheit für einigen Unmut bei PC-Herstellern gesorgt (siehe CW Nr. 7 vom 13. Februar 1998, Seite 37: "AMD kämpft weiter mit..."). 1997 lieferte das Unternehmen laut Dataquest rund acht Millionen Prozessoren aus. Damit konnte AMD Brookwood zufolge etwa neun Prozent des von Intel zu 85 Prozent dominierten x86-Prozessormarktes für sich vereinnahmen.

AMDs K6-CPU wird von verschiedenen Firmen wie Compaq, IBM, Fujitsu/ICL, Acer, HP, Everex und der Metro-Tochter Vobis in bestimmten PC-Linien eingesetzt. Das kalifornische Unternehmen sagte, wegen der unbefriedigenden Ausschöpfung des Chipfertigungsprozesses habe AMD den ursprünglich erwarteten jährlichen Ausstoß an Prozessoren um 20 Prozent senken müssen. 1998 werde man nur zwölf Millionen K6-Chips ausliefern können.

Die IBM produziert auch Chips für den direkten AMD-Konkurrenten Cyrix Corp., der vergangenes Jahr von National Semiconductor geschluckt wurde. IBM Microelectronics, die Chipfertigungs-Division des blauen DV-Riesen, produziert für Natsemi/ Cyrix die "6x86"-Prozessoren in den diversen Taktraten.

Wie Jürgen Heldt, Europa-Marketing-Direktor von National Semiconductor, gegenüber der CW bestätigte, ist Natsemi in das Cyrix-IBM-Abkommen mit voller Wirkung eingetreten. Zur exakten Dauer der Kooperation wollte er sich nicht äußern. Diese sei, so der Manager von National Semiconductor, jedenfalls "längerfristig". Natsemi verfolge trotz erheblicher eigener Produktionskapazitäten die Politik, immer rund 30 Prozent der Chips von anderen Firmen herstellen zu lassen. So bleibe man flexibler.