Behörden stecken Milliarden in IT

30.04.2007
Bund, Länder und Kommunen haben dem Bitkom zufolge 2006 für IT und Telekommunikation 16,6 Milliarden Euro ausgegeben. Dabei versickerte allerdings so manche Million nutzlos in gescheiterten E-Government-Projekten.

Die öffentliche Hand hat Milliardenbeträge in technische Ausrüstung wie Hardware, Software, Telekommunikationsanlagen und Handys gesteckt, meldet der Branchenverband Bitkom unter Berufung auf eine Untersuchung von Techconsult. Die Investitionen seien im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um vier Prozent höher ausgefallen. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einem weiteren Anstieg von drei Prozent auf etwa 17,1 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema

www.computerwoche.de/

1217494: Herkules - IT-Riese auf tönernen Füßen;

1215140: Der Amtsschimmel ist offline;

1207334: Öffentliche Hand verschwendet Milliarden mit IT;

587960: Politiker sind unzufrieden mit E-Government;

584222: Bitkom: Deutsche Behörden bleiben IT-Muffel;

557996: Finanzminister wollen Fiscus abwickeln.

Am stärksten fragten Bund, Länder und Kommunen derzeit IT-Services nach, heißt es in einer Mitteilung des Branchenverbands. Rund 6,2 Milliarden Euro hat die öffentliche Hand 2006 dafür ausgegeben. Neben der klassischen IT-Beratung interessierten sich die IT-Leiter der Behörden vor allem für das Outsourcing, hieß es. Anfang 2007 hatte der nach jahrelangen zähen Verhandlungen abgeschlossene Herkules-Deal für Aufsehen gesorgt. Für über sieben Milliarden Euro übernahm ein Konsortium aus SIS (Ex-SBS) und IBM (BWI Informationstechnik GmbH) die nichtmilitärische Informations- und Telekommunikationstechnik der Bundeswehr. Dem Bitkom zufolge sind auch im laufenden Jahr IT-Services gefragt. Das Segment soll um sechs Prozent überdurchschnittlich zulegen. An zweiter und dritter Stelle im Investitions-Ranking folgen Software (3,7 Milliarden Euro) und Hardware (2,4 Milliarden Euro).

Bislang haben sich Bund, Länder und Gemeinden in Sachen E-Government nicht mit Ruhm bekleckert. Internationalen Rankings zufolge, zum Beispiel von Capgemini, lässt sich die ITK-Bilanz des deutschen E-Government bestenfalls als mittelmäßig einstufen. Laut einer Umfrage des Softwareanbieters Infora hält mehr als ein Viertel der befragten 312 Bundestagsabgeordneten die deutschen E-Government-Bemühungen für unzureichend. Auch der Bitkom hatte in der Vergangenheit wiederholt die IT-Anstrengungen der Behörden kritisiert. Die Branchenvertreter, die auf öffentliche Aufträge spekulieren, berufen sich dabei auf eine Studie der Europäischen Kommission: Dort wird Deutschland in der Kategorie Internet-Dienste lediglich auf Rang 13 geführt. Im Ranking der 15 EU-Kernländer schneiden nur Griechenland und Luxemburg noch schlechter ab.

Diese ernüchternde Bilanz wird durch zahlreiche Meldungen über gescheiterte IT-Projekte verschiedener Behörden untermauert. Beispielweise musste erst Anfang des Jahres die bayerische Polizei die Einführung eines neuen Dienstplanungs- und Zeitwirtschaftssystems (Diplaz) nach Jahren ergebnislos abbrechen. Aktuell verhandelt das Innenministerium über die Rückabwicklung des Vorhabens. Auch das Fiscus-Projekt, in dessen Rahmen eine bundesweit einheitliche Steuersoftware für die Finanzämter entstehen sollte, landete in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen.

Durch schlecht laufende IT-Projekte würden Behörden Milliarden Euro an Steuergeldern verschwenden, hatten große Beratungshäuser wie McKinsey in den vergangenen Jahren immer wieder angeprangert. Mit professionellem Management ließen sich die IT-Ausgaben um bis zu 20 Prozent drosseln. (ba)