Behoerde haelt an Client-Server-Konzept fest Nasa legt die RZs zusammen: Von 14 Mainframes bleiben drei uebrig

15.04.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Die US-Weltraumbehoerde Nasa konsolidiert ihre Rechenzentren (RZs) im Raumfahrtsektor. Zwoelf Mainframes und zwei Supercomputer, die derzeit noch auf fuenf RZs im ganzen Land verteilt sind, sollen ab 1995 durch drei Grosssysteme ersetzt werden. Alleiniger Standort wird das Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama.

Eine Rechenleistung von rund 1000 MIPS will die National Aeronautics and Space Administration (Nasa) voraussichtlich in diesem Mega-Rechenzentrum vorhalten. Diese soll von zwei IBM- Mainframes der ES/9000-Reihe sowie einem Supercomputer der Cray Research Inc. erbracht werden. Parallel zum Konsolidierungsprojekt setzt die Nasa den eingeschlagenen Weg in Richtung Client-Server- Verarbeitung fort. "Der Bedarf an Grossrechnerleistung wird abnehmen", erlaeutert IT-Direktor Richard Turner, "dennoch wird es im Rahmen von Client-Server-Konfigurationen weiter Mainframes geben - etwa in der Rolle des Daten-Servers."

Die IT-Verantwortlichen der Nasa erhoffen sich von der Zusammenlegung der RZ-Kapazitaeten innerhalb von fuenf Jahren Einsparungen von 40 bis 90 Millionen Dollar. Dabei nehmen sie in Kauf, dass so mancher Anwender in seinen Anspruechen an die Datenverarbeitung zurueckstecken muss. Die bisher unterstuetzte "Kultur der Anwenderautonomie" sei aus Kostengruenden nicht laenger aufrechtzuerhalten.

Das Topmanagement der Nasa betrachtet die Konsolidierung als Pilotversuch. Wird das Projekt erfolgreich durchgefuehrt, koennte die Konzentration der RZ-Landschaft auf die gesamte Behoerde ausgedehnt werden. Da die fuer Raumfahrt zustaendigen Rechenzentren rund die Haelfte des gesamten IT-Budgets von 1,5 Milliarden Dollar verschlingen, laege eine Konsolidierung der kompletten DV- Infrastruktur ohnehin nahe.

Weil die Nasa ihre RZ-Aktivitaeten traditionell an auswertige Betreiber vergibt, ist die Behoerde personell kaum betroffen. Dagegen herrscht unter den Servicepartnern helle Aufregung. Die vorhergesagten Einsparungen seien masslos uebertrieben, meint ein Dienstleister, der seine Anonymitaet wahren moechte.

Zudem koenne er die "politische Entscheidung", das Marshall Space Flight Center zum alleinigen RZ-Standort zu machen, nicht verstehen. Aufgrund seiner Groesse haette nach Meinung des Insiders das Johnson Space Center den Zuschlag bekommen muessen. Dort gehen jedoch ebenso wie im John F. Kennedy Space Center in Florida oder im John C. Stennis Space Center in Mississippi die RZ-Lichter aus. "Eine ungeheure Verschwendung von Steuergeldern", erregt sich das Konsolidierungsopfer.

Die Nasa begruendet ihre Entscheidung fuer den Standort in Alabama jedoch damit, dass das Marshall Center Dreh- und Angelpunkt des behoerdenweiten Netzwerks sei. Fuer ein System, das auf zentralen Hosts und US-weit verteilten Clients beruhe, sei die Netzinfrastruktur von vitalem Interesse.

Gleichwohl raeumt ein Sprecher ein, dass es nicht leichtfallen werde, die DV-Kultur der einzelnen Space-Labors von Grund auf umzukrempeln. Zu sehr hingen die Abteilungen an ihrer eigenen Informationstechnologie. Als Anreiz sollen den Behoerden die aufgrund der Konsolidierung eingesparten Mittel fuer das jeweilige Kerngeschaeft - die Durchfuehrung von Weltraumprogrammen - zur Verfuegung gestellt werden.