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Behinderte als Zielgruppe im Web bislang kaum beachtet

Behinderte rücken ins Blickfeld von Online-Werbern

05.11.2007
Von pte pte
US-Internetfirmen haben Menschen mit Behinderungen als neue Zielgruppe ins Auge gefasst.

Bislang sind Angebote speziell für physisch oder psychisch beeinträchtigte Personen im Web eher rar, und auch die Marketing-Aktivitäten von Unternehmen halten sich in diesem Bereich sehr in Grenzen. Wie die New York Times berichtet, beginnen nun einzelne Webseitenbetreiber, aktiv auf Behinderte zuzugehen und nehmen sich der Zielgruppe verstärkt an. So startete etwa Anfang Oktober das Online-Portal Disaboom, das Social-Networking-Elemente mit speziellen Info-Angeboten für behinderte Menschen kombiniert. Der Plattform-Gründer J. Glen House, der seit einem Skiunfall selbst an einer Behinderung leidet, hofft, dass die Webseite nach einer Anlaufphase monatlich rund eine Million Besucher anziehen wird. Allein in den USA leben rund 50 Millionen Menschen mit irgendeiner Form von körperlicher oder geistiger Behinderung.

"Ich glaube nicht, dass die Mainstream-Werber begreifen, welcher Größenordnung dieser Markt entspricht und wie benachteiligt er bislang war", meint Howard Lieber, Vice President Sales bei Disaboom. Einzelne Werbekunden konnte das Portal aber bereits an Land ziehen. So haben beispielsweise Netflix, Johnson & Johnson und Avis bereits Verträge mit der Plattform vereinbart. Grundsätzlich gestaltet sich das Online-Marketing für diese Zielgruppe nicht ganz einfach, da sie im Vergleich zu anderen relativ schwierig zu erreichen ist. "Wir sind verteilt auf alle nur möglichen Lebensbereiche - angefangen von unterschiedlichen Rassen bis hin zu verschiedenen Religionen und unterschiedlichen Bildungs- sowie Einkommensniveaus", sagt Eric Lipp, Gründer der Organisation Open Doors, die sich mit Unternehmen in Marketingfragen für behinderte Menschen berät.

Umso mehr freue man sich nun über den Start von Disaboom, so Lipp weiter, der künftig auch Artikel auf der Plattform veröffentlichen will und hofft, dass das Projekt funktioniert und großen Anklang findet. Laut Erhebungen der Organisation wird es in Zukunft immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen beziehungsweise Beeinträchtigungen geben, was unter anderem auf die immer älter werdende Bevölkerung zurückzuführen ist. Die Zahl von Behinderten ist unter älteren Menschen deutlich höher. Während nur 19 Prozent der 16- bis 64-Jährigen unter einer Beeinträchtigung leiden, sind es bei den über 65-Jährigen 40 Prozent der Bevölkerung.

Weitere Studien zeigen, dass insbesondere Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu einer sehr aktiven Konsumentengruppe zählen. Laut Open Doors haben zum Beispiel 69 Prozent aller Erwachsenen mit einer solchen Behinderung zumindest eine Reise innerhalb der vergangenen zwei Jahre unternommen. Davon übernachtete mehr als die Hälfte in Hotels, 31 Prozent reisten per Flugzeug und 20 Prozent haben sich ein Auto gemietet. Mehr als 75 Prozent der Menschen mit Behinderung essen zumindest einmal pro Woche auswärts zu Abend. So verbirgt sich auch hinter speziell auf diese Zielgruppe ausgerichteten technischen Geräten wie beispielsweise portablen Computern für die ältere Generation ein lukratives Geschäft. (pte)