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Antrag schon 1996 gestellt

BeFree erhält Patent auf Benutzerprofile

08.12.1998
Von Michael Hufelschulte
Antrag schon 1996 gestellt

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Firma BeFree hat sich "Computer-Programme für die Ermittlung von Benutzerverhaltensprofilen" patentieren lassen (US-Patent-Nummer 5 848 396). Konkret umfaßt die Patentschrift

die automatische Erstellung von Benutzerprofilen, die unter anderem die von einem Surfer besuchten Seiten sowie die Art der dort gesuchten Informationen umfassen,

das Senden solcher Daten an Internet-Nutzer, wenn diese Bannerwerbung oder Verweisen und Logos betrachten,

die gezielte Auswahl von Werbung auf Basis der erstellten Benutzerprofile, sowie

die Fähigkeit, die Benutzerprofile aufgrund des Antwortverhaltens bei bestimmter Werbung zu erweitern und darauf wiederum mit geänderter Werbung zu reagieren.

BeFree hat den Patentantrag bereits 1996 gestellt, als der E-Commerce noch in den Kinderschuhen steckte. Die Firma sammelt derzeit die Daten über das Surfverhalten auf Basis von Cookies und hat bereits rund 20 Millionen Profile in seiner Datenbank angehäuft. Die Werkzeuge zur Analyse der Daten und die "Targeting"-Technologie (auf den einzelnen Kunden gezieltes Marketing) stehen allerdings noch aus und sollen im kommenden Jahr vorgestellt werden. Von der Konkurrenz hebt sich BeFree laut Vice-President Tom Gerace nicht nur durch die lange Zeitspanne ab, die sein Unternehmen schon Daten sammelt: "Was wir End-to-end machen, kann sonst niemand. Klar gibt es Firmen wie Engage oder DoubleClick, aber die verlieren ihre Kunden schon, sobald diese auf eine Verkaufs-Site wechseln. Wir aber können mit unseren Daten das Einkaufserlebnis permanent optimieren."

Nach der Erteilung des Patents wird sich BeFree nun erst einmal auf die Suche nach Firmen machen, die seine verbrieften Rechte verletzen. "Wir schauen uns bereits in der Industrie um, wer an welcher Stelle gegen unser Patent verstößt", warnt Gerace. Dabei gerät auch sein Unternehmen bereits ins Kreuzfeuer der Kritik von Initiativen zum Schutz der Privatsphäre. Deren Angriffe sind aber aus Sicht von BeFree unbegründet. Gerace: "Wir bauen unsere Profile anonym und ordnen sie niemals einer Person im wirklichen Leben zu." David Sobel vom Electronic Privacy Information Center sieht das anders: "Die Integrität eines solchen Systems ist immer nur so gut wie der rechtliche Schutz des einzelnen Benutzers", erläutert der Anwalt. Weil die Zusicherung der Anonymität jederzeit abgeändert werden könne, müsse man ernsthaft die Frage nach dem Schutz der Privatsphäre stellen.