Befragung zu Messezielen und Erfahrungen Grosse DV-Anwender benoten CeBIT nur mit "befriedigend"

24.03.1995

MUENCHEN (ciw) - Die Konzepte der deutschen DV-Messen werden zur Zeit heftig diskutiert. Veraenderungen zeichnen sich fuer die Orgatec, die Systems und sogar fuer die CeBIT ab. Ob diese Neuerungen den Wuenschen der IT-Anwender entsprechen, ist allerdings ungewiss. Deshalb befragten die zwei Unternehmensberater Armin Weiss und Thomas Keiser in rund 100 grossen DV- Anwendungsunternehmen IT-Verantwortliche nach ihren Messezielen, Interessen und Erfahrungen.

Obwohl die ueberbesetzte deutsche DV-Messelandschaft auf starkes Interesse der Anwender deutet, erachten die Befragten DV-Shows nur als fuenftwichtigste Informationsquelle. Durch Fortbildung, Informationen von Vertriebsbeauftragten, sonstige Kontakte und Zeitschriften vergroessern die Interviewten ihren Wissensstand erheblich oefter.

Von den besuchten Messen ist die CeBIT mit weitem Abstand das bedeutendste DV-Ereignis des Jahres. Von 100 Grossanwendern gaben 92 an, die CeBIT besucht zu haben. Auf Platz zwei folgt die Systems mit 67 Nennungen, schon an dritter Stelle stehen Hausmessen mit 45 Prozent. Die Orgatec bringt es dagegen noch auf ganze 19 Besucher. Wichtigste Messeziele sind allgemeine Informationen und das Einschaetzen von Trends. Auf einer Skala von eins, unbedeutend, bis fuenf, sehr bedeutend, bekommt das Stichwort "Trends" einen Mittelwert von 3,82. Kaufabschluss und Kaufentscheidung liegen weit abgeschlagen bei einem Wert von 1,09 beziehungsweise 1,5.

Die von der auf Hausmessen spezialisierte Weiss Organisation und Beratung GmbH, Muenchen, sowie von der Dr. Keiser Managementberatung, Stuttgart, durchgefuehrte Studie basiert auf Interviews mit Gruppen- und Abteilungsleitern (51 Prozent), Bereichs- oder Geschaeftsfuehrern (15) und Mitarbeitern ohne ausgewiesene Fuehrungsposition (34) in 101 grossen DV- Anwendungsunternehmen. Von den Befragten gaben 92 Prozent an, ueber "weitgehende" oder "eingeschraenkte" Entscheidungsfreiheit bei der Budgetverwendung zu verfuegen. Firmen wie ABB, BMW, Deutsche Bank, Mercedes- Benz und Volkswagen beteiligten sich an der Untersuchung. Die Studie kann bei den genannten Initiatoren erworben werden.

Den Autoren zufolge verliert das Thema allgemeine Information an Bedeutung, waehrend das Einschaetzen von Trends wichtiger wird. Die Analysten sehen darin ein Indiz fuer die zunehmende Unuebersichtlichkeit von Messen, "so dass man sich weniger um den Gesamtueberblick als um aktuelle - und damit abgegrenzte - Themen kuemmert".

Im Mittel interessieren sich die meisten Befragten fuer die Ausstellungsinhalte Standard- und Spezialsoftware, gefolgt von Hardware, Gesamtloesungen und Dienstleistungen. Das Interesse an den ausstellenden Firmen ist hoechst unterschiedlich. Die fuenf wichtigsten sind demnach IBM mit 63 Nennungen, Microsoft (46), Hewlett-Packard (39), SAP (25) und Digital Equipment (18). Zu den bedeutendsten zehn Unternehmen gehoeren ausserdem Compaq, Novell, SNI, Telekom und Lotus. Der Rest der 34 aufgelisteten Aussteller erhielt nur zwischen acht und zwei Nennungen.

Fast ein Drittel der in der Untersuchung gestellten Fragen bezieht sich auf die CeBIT. Von den 101 Gespraechspartnern gaben 75 an, die Grossveranstaltung an der Leine mehr als dreimal besucht zu haben. Die meisten sind jedoch Kurzbesucher. 48 der Befragten bleiben hoechstens einen, 41 zwei und nur elf besuchen die Hannoveraner Veranstaltung drei Tage lang.

Waehrend ihrer Anwesenheit bringen es 45 der Befragten auf fuenf bis neun kurze Standbesuche. Nur 26 Besucher schaffen zehn bis 19 Stippvisiten. Intensiv begutachtet werden dagegen von der Mehrzahl lediglich zwei bis vier Staende. Nur 23 der aus Grossunternehmen abgesandten Spezialisten kommen auf fuenf bis neun intensive Ausstellerkontakte. Die innerhalb des Rahmenprogramms angebotenen Vortraege stossen auf bescheidenes Interesse. 80 von 101 Interviewten gehen zu maximal einem Vortrag.

Trotz des kurzen Aufenthalts und der relativ geringen Zahl von Standbesuchen empfindet die Mehrzahl der Besucher die CeBIT als lohnend. Auf der umgekehrten Schulnotenskala von fuenf bis eins - trifft voll zu, trifft nicht zu - erhielt das Statement

"Die CeBIT lohnt sich" mit dem Mittelwert 3,26 ein "befriedigend". Auch mit der Aussage, "die Kosten fuer den CeBIT-Besuch sind okay", erklaerte sich die Mehrheit einverstanden.

Bei den Rahmenbedingungen beklagten die meisten Unternehmensvertreter die Anzahl der Besucher, die fehlende Uebersichtlichkeit und die Groesse der Veranstaltung. In der Beurteilung der Aussteller erhielt die Beratungsqualitaet auf der Eins-bis- fuenf-Skala - gar nicht gut bis optimal - im Mittel eine 2,62 und die Informationsqualitaet eine 2,92. Service und Praesentationsqualitaet werden mit 3,29 beziehungsweise 3,37 weitaus besser eingeschaetzt.