Bedarf nach einer genormten API wird deutlich: Der PC hat die Mittlerfunktion bei den Multimedia-Anwendunge

03.09.1993

BERLIN (bi) - Die fortschreitende Digitalisierung sowohl der Sender und Empfaenger samt Peripherie als auch der Traegermedien laesst auch hierzulande ein ernstzunehmendes Multimedia- Marktpotential erwarten. Wenn auch die durchstandardisierte Multimedia-Station auf der gutbesuchten Internationalen Funkausstellung in Berlin noch nicht zu finden war, der Trend geht eindeutig in Richtung Medienmix und Multifunktionalitaet, wobei der PC eine zentrale Rolle spielt.

Beispielsweise Vobis praesentierte unter Einsatz eines 486ers eine Multimedia-Anwendung (Ton, Video, Text), wie sie allerdings Multimedia-Pionier Apple schon frueher unter seinem Betriebssystem zeigen konnte.

Die unterschiedlichen Auspraegungen digitaler Traegermedien von der digitalen Compactcassette (DCC) ueber die normale CD bis zur Mini- CD (MD) und zur interaktiven CD, der CD-I, samt einem breiten Spektrum passender Laufwerke, provozieren zu unterschiedlichen Anwendungen, die indes vielfach noch in spielerischer Form praesentiert wurden. Informative und unterhaltende Beispiele von "Kulturware" verweisen auf neue Maerkte etwa in der Touristik: Informationen sollen ohne Wartezeit in Wort, Schrift und Bild zugaenglich werden. Brandaktuelle Aktualisierungen seien jederzeit einspielbar. Dabei kann der High-end-PC mittels Videokarte und Soundboard zum "Bild- und Tonregisseur" werden. Selbst als HiFi- Recorder lassen sich PCs ueber diverse Zusatzbausteine einsetzen.

Die Hersteller von Videorekordern haben die Chancen der Vernetzung unter anderem mit dem PC erkannt; viele Aufzeichnungsmaschinen verfuegen bereits ueber digitale Schnittstellen.

Zum erstenmal auf der Funkausstellung war auch digitaler Satellitenrundfunk (DSR) zu hoeren. Bisher werden 16 DSR-Programme in CD-Qualitaet abgestrahlt, acht mit E-Musik, fuenf mit U-Musik und drei mit einer Mischung aus Informations- und Kulturprogrammen. DSR-Tuner soll es kuenftig ab 500 Mark geben.

Unterstuetzung erhaelt die Entwicklung durch Bemuehungen, einheitliche Schnittstellen zu normieren: Multimedia Communications Community of Interest (MCCOI) nennt sich eine Interessengemeinschaft, die jetzt in La Napoule an der franzoesischen Riviera aus der Taufe gehoben wurde. Zu den Gruendungsmitgliedern zaehlen die DBP Telekom, die British Telecom, France T'el'ecom, Northern Telecom, die IBM Corporation und Telstar Corporation Limited. Weitere Firmen wurden aufgerufen, sich zu beteiligen. Die Gruppe will Multimedia-Anwendungen foerdern. Dazu sollen vorhandene Standards unterstuetzt und neue erarbeitet werden. Auch hat man sich darauf geeinigt, Anfang naechsten Jahres Feldversuche durchzufuehren, um die Umsetzbarkeit zu ueberpruefen.

EG foerdert 300 Multimedia-Projekte

Zur Zielsetzung der MCCOI gehoert auch die Foerderung der Akzeptanz interaktiver Multimedia-Anwendungen, wobei die Nutzung von Industriestandards beruecksichtigt und die Entwicklung von Funktionsmerkmalen fuer Computer gefoerdert werden sollen. In diesem Sinne ist auch die Definition einer Anwendungsprogrammier- Schnittstelle (API) fuer entsprechende Softwareprodukte zu verstehen. Nicht zuletzt soll auch ein Tarifmodell entwickelt werden, das es ermoeglicht, Dienste und Endeinrichtungen global zu vertretbaren Preisen einzufuehren.

Inwieweit dieses Gremium nur auf US-Initiativen von US- amerikanischen Software-Anbietern (zum Beispiel Microsoft) und Medienkonzernen reagiert beziehungsweise konterkariert, die sich beeilen, De-facto-Standards im API-Sektor zu setzen, duerfte sich im kommenden Jahr zeigen.

Jedenfalls foerdert auch die Europaeische Gemeinschaft zur Zeit bis zu 300 Multimedia-Projekte fuer Berufsausbildung und Geschaeftsanwendungen - insbesondere unter Einsatz der interaktiven CD.

Auch Berliner Forschungsinstitute praesentierten zum Sektor Multimedia Kommunikationsanwendungen und technische Neuerungen:

Einen OFDM-Vermittlungsknoten hat beispielsweise das Heinrich- Hertz-Institut fuer Nachrichtentechnik in einem Laborsystem realisiert. Das Optical Frequency Division Muliplex (OFDM) vervielfaeltigt die Zahl der Uebertragungskanaele in einer Glasfaser.

Ebenfalls noch im Versuchsstadium befinden sich etliche Anwendungen der DBP-Telekom-Forschung sowie von IBM und Siemens- Nixdorf, letztere mit Multimedia-Mail-Systemen (SNI) beziehungsweise den Multimedia Conferencing Systems aus dem Heidelberger IBM European Networking Center, die auf System/2 und der RS/6000 laufen.