Bearingpoint laufen die Berater davon

26.01.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Zweifel am Portfolio

Nun setzt das Unternehmen wieder verstärkt auf Mitarbeiterbindung: "Wir werden Geld bereit stellen, um Mitarbeiter zu halten", bemühte sich McGeary, die Mitarbeiter zum Bleiben zu bewegen. Ein Großteil von ihnen musste in der Vergangenheit auf Sondervergütungen verzichten. Im Dezember 2005 erhielten die hiesigen Mitarbeiter lediglich eine Sonderzahlung in Höhe von 170 Euro. Allerdings nicht aufgrund des Geschäftserfolgs, sondern weil das Marktforschungshaus Forrester Research dem Consulting-Unternehmen die besten Werte in der Kundenzufriedenheit attestierte. Üblicherweise schütten Beratungshäuser Boni in anderen Dimensionen aus.

Weil Bearingpoint schon seit über einem Jahr keine Finanz- daten mehr veröffentlicht, können Marktforscher die Geschäftsentwicklung nur schätzen. Die Berater von PAC vermuten, dass sich der Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren verlangsamt hat.
Weil Bearingpoint schon seit über einem Jahr keine Finanz- daten mehr veröffentlicht, können Marktforscher die Geschäftsentwicklung nur schätzen. Die Berater von PAC vermuten, dass sich der Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren verlangsamt hat.

"Bearingpoint hat ein Motivationsproblem", beobachtet Vanessa Solem, Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC), München. "Wie kann das Management die Mitarbeiter überzeugen, wenn Zweifel am aktuellen Portfolio bestehen?" Ihrer Auffassung zufolge fehlt dem Beratungshaus das Profil - sowohl im Management-Consulting, als auch im Projektgeschäft. Anders als die Konkurrenten Accenture und Capgemini, die sich vom Beratungshaus zum Full-Service-Provider gewandelt und sich mittlerweile erfolgreich im Outsourcing-Markt (inklusive Application-Management und BPO) etabliert haben, ist Bearingpoint in Deutschland gescheitert.

Einbruch des Geschäfts

Im Outsourcing-Markt tritt das Unternehmen nur beratend in Erscheinung und trifft dabei auf die typischen Management-Beratungshäuser. "Bearingpoint hat es nicht geschafft, sich mit pfiffigen Themen aufzustellen und sich zu positionieren. Der Kunde konnte wohl nicht überzeugt werden", bemängelte Solem.

Seit geraumer Zeit beobach- ten die Marktforscher von PAC einen Einbruch des Geschäfts bei Bearingpoint. Lange Zeit lief etwa das Business mit Kunden aus der Finanzindustrie sehr gut, weil für diese Klientel die Kombination aus Management-Beratung und IT-Implementierung in Basel-2- und Sox-Projekten (Sarbanes-Oxley Act) attraktiv war. In den vergangenen sechs Monaten hat aber auch dieser Bereich schwer gelitten. "Die Wettbewerber sehen Bearingpoint in Konkurrenzsituationen kaum noch", schildert Solem.