Geschäftskomponenten und Handelslösung

Bea Systems´ Strategie im E-Commerce gewinnt Konturen

10.03.2000
MÜNCHEN (as) - Mit dem "Weblogic E-Commerce Server 2.0" und der Handelsplattform "Project E-Collaborate" visiert der Middleware-Spezialist Bea Systems nun auch den Markt für Web-Anwendungen an. Zudem wurde der Transaktionsmonitor "Tuxedo" überarbeitet.

Nach der plakativen Umfirmierung in eine E-Commerce-Transaction-Company Ende letzten Jahres will Bea der Ankündigung nun Produkte folgen lassen. Im Mittelpunkt steht dabei der Weblogic E-Commerce-Server 2.0, der, anders als bisherige Java-Applikations-Server, 80 vorgefertigte, aber anpassbare Enterprise Javabeans (EJB) mitliefert. Diese stammen größtenteils vom Bostoner Softwarehersteller The Theory Center, der im Dezember 1999 von Bea für 100 Millionen Dollar gekauft worden war, sowie Beas E-Commerce Application Components Division.

Zweck der Entwicklungsplattform ist es, das Erstellen von Web-basierten Geschäftsanwendungen zu beschleunigen. Hierzu bietet der Server eine Art Framework inklusive Design- und Analyse-Patterns sowie einen integrierten Codegenerator, der eine Schnittstelle zum UML-Tool "Rational Rose" besitzt. Die Komponenten umfassen grundlegende Geschäftsfunktionalität und erlauben es nach Angaben des Herstellers, flexible und anpassbare Anwendungen zu bauen. Vergleichbare Ziele verfolgen etwa IBM mit dem Framework "San Franzisco" sowie Apple mit seiner proprietären, aber sehr erfolgreichen Entwicklungsumgebung "Webobjects".

Beispiele der mit dem Commerce Server ausgelieferten Komponenten sind solche für die Auftragsbearbeitung, Kunden-, Session-, Inventarverwaltung, Warenkorb oder Preisberechnung. Dank der geplanten Integration des regelbasierten Systems "Jrules" der Firma Ilog lassen sich Produkte und Dienstleistungen auf den Kunden zuschneiden und über das Web verfügbar machen. Zudem können personalisierte Benutzeroberflächen mit Hilfe des Commerce Servers erzeugt werden.

Das Produkt basiert auf Beas bisherigem Applikations-Server "Weblogic" mit Cluster-Funktionen und dem Produkt "Bea E-Link". Dieser bietet Adapter für Standardsoftware von Oracle, SAP und Pepolesoft, CRM-Lösungen von Clarify und Vantive oder neuerdings auch für NCRs Datenbanksystem "Teradata" und WAP-Messages (WAP = Wireless Access Protocol). Die Auslieferung ist für April geplant, der Listenpreis beträgt 40000 Dollar pro CPU. Unterstützt werden Windows NT und Sun Solaris. Die zweite Ankündigung betrifft die Handelsplattform Project E-Collaborate. Dahinter verbirgt sich nach Angaben von Friedrich Schanda, Director Sales Support bei Bea, eine Software für den Verkauf von Waren und Dienstleistungen an Unternehmen oder Kunden über das Internet (E-Procurement). Das System ist für das zweite Quartal geplant und enthält ebenfalls den Applikations-Server Weblogic und den E-Link-Intergration-Server, für den jetzt auch ein Adapter Developer Kit zur Entwicklung und Anpassung von Adaptern erhältlich ist. Zudem wird laut Hersteller künftig die Extensible Markup Language (XML) als Standard für den Datenaustausch verwendet.

Parallel zu den Web-Anwendungen überarbeitet das Unternehmen auch sein bisheriges Middleware-Portfolio. So kommt nach der kürzlichen Vorstellung der Version 5.0 des Applikations-Servers "Weblogic Enterprise", der anders als seine Vetter auch eine Corba-Implementierung enthält, nun Release 7.1 des Transaktionsmonitors "Tuxedo" auf den Markt. Dieser verfügt fortan über Schnittstellen zur Integration von PKI-Lösungen (PKI = Public Key Infrastructure) , mit denen sich Messages verschlüsseln lassen, bevor sie über das Netz auf andere Systeme geroutet werden.

Außerdem können mit der neuesten Version auch XML-basierte Datentypen weitergeleitet sowie die Möglichkeiten für das Speichern und Weiterleiten von Transaktionsmitteilungen verbessert werden. So verspricht das sogenannte In-Memory-Queuing eine um das 30-fache gesteigerte Performance beim Message-Queuing. Für Unternehmen, die mit Hilfe Tuxedos Systeme entwickeln wollen, die mehrere Transaktionssequenzen gleichzeitig bearbeiten können, bietet Version 7.1 zudem Multithreading-Fähigkeit. Diese von der Kundschaft zunehmend geforderte Funktion war laut Schanda bereits in Tuexdo enthalten, bisher jedoch wegen ihrer Komplexität vor dem Anwender verborgen worden.

FührungswechselWie erst jetzt bekannt wurde, ist Manfred Metzger, bisherigen Vice President und Geschäftsführer von Bea Systems für die Region Zentraleuropa, nicht mehr im Amt. Zu den Hintergründen war wenig zu erfahren. Laut Friedrich Schanda, Director Sales Support, und dem frischgebackenen Country Manager Jochen Haas sei Metzger freiwillig gegangen und der richtige Mann für die Gründungsphase der deutschen Bea-Dependance gewesen. Nun jedoch bedürfe es eines Geschäftsführers, der Erfahrungen für Anwendungsarchitekturen mitbringe. Nachfolger Metzgers ist Stephan Lettau, der zuvor bei IBM am Aufbau des E-Business-Geschäfts im deutschsprachigen Raum, dann für den weltweiten Vertrieb von Lotus Domino zuständig gewesen war, bevor er im letzten Jahr zu einem Consulting-Unternehmen wechselte. Er will nun Beas Marktposition hierzulande stärken.

Abb.: Mit dem Weblogic Commerce Server bietet Bea erstmals Komponenten für den Aufbau von E-Commerce-Anwendungen sowie Funktionen für die Personalisierung der Kundenbeziehung und der Benutzeroberfläche an. Quelle: Bea