Bea Systems fordert das EAI-Lager heraus

03.01.2002
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Weblogic Portal besteht aus dem aktuellen Applikations-Server Weblogic 6.1 und dem Produkt "Weblogic Personalization". Geboten werden Dienste und Tools zur Portalerstellung, der Verwaltung von Portlets, der Zugriffskontrolle und der Anbindung an die Unternehmens-DV. Eine Personalisierung ist laut Ansicht der Giga Group über Basisfunktionen für die Anpassung des Contents sowie dank Regel- und Geschäftsprozess-basierender Engines möglich. Portalanwendungen für Content-Management, Suchfunktionen oder Collaboration müssen hingegen über Bea-Partner bezogen werden.

Integrationsvielfalt

Eine Einbindung auf Anwendungs-, Daten- sowie Prozessebene mit dem Backend und externen Systemen soll hingegen das Produkt Weblogic Integration leisten. In London hieß es dazu, dass seit dem Launch im Sommer bereits über 80 Unternehmen das Produkt verwenden. Laut Marktbeobachtern wie der Giga Group oder Meta Group tritt Bea mit diesem Produkt in direkte Konkurrenz zur gescholtenen EAI-Zunft. Der technische Ansatz ist jedoch eine rein Java-basierte Lösung, die auf dem Applikations-Server und dessen Dienste aufsetzt.

Im Einzelnen setzt Bea auf Standards wie Remote Methode Invocation (RMI) und Java Database Connectivity (JDBC) sowie vor allem auf die APIs "Java Message Service" und J2EE Conntector Architecture (JCA). Letztere stellt im Gegensatz etwa zu JDBC keine einheitliche Schnittstelle für Anwendungen dar, die sich bei ihrem Funktionsumfang und APIs stark voneinander unterscheiden. Vielmehr legt JCA einen Plugin-Mechanismus fest, über den sich Adapter für Standardsoftware in alle mit J2EE 1.3 kompatiblen Applikations-Server einbinden lassen. Derzeit kann Bea jedoch neben dem Produkt "E-Link" für C- und C++-Anwendungen nur den "Java Adapter for Mainframe" für Cics und IMS vorzeigen. In der Themse-Stadt hieß es hierzu, dass man derzeit mit rund 35 Partnern weitere Adapter entwickle.

Laut Untersuchung der Giga Group vom Juni 2001 ist Weblogic Integration ein Framework mit umfassenden und vor allem standardisierten Funktionen für Connectivity, Routing und Transformation sowie für das Geschäftsprozess-Management. Die erfolgt unter Einsatz von Java-Technologie und der Extensible Markup Language (XML), unter anderem in Form von XSLT sowie XML-EDI-Mapping. Im Einzelnen reiche die Bea-Lösung aber beispielsweise noch nicht an die Messaging-Technik eines EAI-Anbieters wie Mercator oder die Routing-Funktionen eines "MQ Series Integrators" von IBM heran. Zudem werde es noch mindestens ein Jahr dauern, bis JCA mit EAI-Standardadaptern konkurrieren könne. Ferner unterstützt JCA laut Giga derzeit noch keine asynchrone Kommunikation, sondern nur Request/Reply-Mechanismen. Bea verwende daher eine Behelfskonstruktion aus JMS, JCA und Message Driven Beans.

Laut einer "Spex"-Studie der Meta Group vom August ist das Produkt derzeit nicht eng genug in Weblogic integriert. Zudem fehle Support für Script-Sprachen, und es bestehe eine hohe Abhängigkeit von Drittanbietern, die entsprechende JCA-Adapter anbieten müssten. Gut seien hingegen dank des Applikations-Servers die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit der Plattform sowie die Sicherheits-Features, die mit den Partnern Netegrity und Securant entwickelt wurden.

Web-Services und Java

Auch will Bea die Entwicklung künftiger Web-Services umfassender als bisher unterstützten. Der aktuelle Applikations-Server 6.1 bietet den schon fast branchenüblichen Support für das Simple Object Access Protocol (Soap) sowie die Web Services Description Language (WSDL). Basis für eine Web-Service-Transaktion sind Weblogic in EJB-Komponenten, die eine Soap-Schnittstelle erhalten und entweder synchron per Remote Procedure Call (Stateless Session Bean) oder asynchron (Message Driven Session bean) mit anderen Web-Services kommunizieren.

Noch fehlt Bea jedoch ein leistungsfähiges Werkzeug für den Bau solcher Dienste. In London wurden nun Pläne bekannt, nach denen der Hersteller unter dem Codenamen "Cajun" an einem neuen Framework arbeitet. Es soll die Entwicklung Java-basierter Web-Services erleichtern, indem es eine grafische Oberfläche sowie Drag-und-Drop-Funktionen bietet. Unterstützt wird Bea dabei von der im Juli erworbenen Crossgain Corporation. Ihre Gründer sind der ehemalige Microsoft-Spezialist Todd Nielsen, der "MS Access" entwarf und federführend die .NET-Architektur entwickelte, sowie Rod Chavez und Adam Bosworth, die MS Access beziehungsweise den "Internet Explorer" 4 und 5 entwickelten. Das Tool soll im April 2002 auf den Markt kommen.