Bei Subsystemen wird die benötigte Rechenleistung vor Ort leicht unterschätzt:

BDE-System für den 24-Stunden-Betrieb

30.01.1981

Im Bereich der betrieblichen Datenverarbeitung ist ein Nachholbedarf zu verzeichnen. Um diesen Markt kämpfen MDT-, Minicomputer und Prozeßrechner-Hersteller sowie Mainfraimer. Der härter werdende Konkurrenzkampf der Fertigungsindustrie zwingt die Unternehmen, die Produktivität zu steigern. Das verlangt, schnell zu reagieren, das Betriebsgeschehen transparent zu halten, Kosten zu verfolgen und die Fertigungskapazität besser auszunutzen. BDE-Systeme schließen die Lücke im Informationskreislauf und tragen zur gewünschten Übersicht bei.

Mit welchem EDV- System lassen sich die speziellen Forderungen der betrieblichen Datenverarbeitung am besten lösen? Was sind die wichtigsten Kriterien für diese Sparte der EDV? Am Beispiel des NonStop-Systems Tandem soll aufgezeigt werden, inwieweit Betriebssystem-Software die Hardware unterstützt und die Forderungen der BDE-Anwender erfüllt.

Wenn sich der Fertigungsbetrieb auf die Datenverarbeitung abstützen soll, müssen die Informationen so verfügbar sein wie die manuellen Aufzeichnungen auf dem Beleg im Aktenordner. Datenerfassung nicht rekonstruierbarer Meldungen und Informationen für die Fertigungssteuerung muß sicher aufgezeichnet werden und jederzeit für die Steuerung des Betriebes abrufbar sein.

In vielen Fällen bezieht sich diese Forderung auf 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. EDV-Stillstand kann einen nicht wieder einholbaren Produktionsverlust zur Folge haben. 60 Minuten Stillstand einer Stranggießanlage kosten zum Beispiel 200000 Mark.

Wenn ein EDV-Hersteller die Forderung nach Verfügbarkeit erfüllen will, muß er ein System liefern, das durch keinen Einzelfehler der Hardware zum Halten gebracht wird, jede begonnene Transaktion zu Ende durchführt und keine Transaktion verliert. Die Hardware-Möglichkeiten müssen durch vom Hersteller gepflegte Betriebssystem-Software unterstützt werden, da vom Anwender nicht das Know-how erwartet werden kann, Betriebssystem-Software zu erstellen.

Ganz abgesehen sei hier von den damit verbundenen Kosten und der Tatsache, daß selbstgestrickte Betriebssystem-Software bedeutet, am technologischen Fortschritt des Herstellers nicht partizipieren zu können. Die Standard-Betriebssystem-Software muß auch die Beibehaltung der Konsistenz der Datenbank einschließen.

Das Wiedereinfügen eines ausgefallenen Plattenlaufwerkes in das System und das Synchronisieren der doppelt geführten Datenbestände muß ohne Anhalten der BDE-Verarbeitung möglich sein. Bei einem 24-Stunden-Betrieb ist außerdem die Wartung und Entstörung des Systems während der Online-Verarbeitung erforderlich.

Die rauhe Betriebsumgebung verlangt Terminals robuster Bauart mit Schutz vor Staub und Wasser. Ferner werden Spezial-Tastaturen und besondere Displays gefordert. Abhängig von vorhandenen Datenträgern oder der Betriebsumgebung sollte maschinell lesbare Datenerfassung mit Datenträgern wie Lochkarten, Magnetkarten, Belegen mit OCR-Schrift oder Bar-Code sowie Ausweisen verschiedenster Codiertechnik verfügbar sein; außerdem Online-Erfassung von Maschinendaten über Kontaktabfragen, Impulsgeber, Waagenabfragen etc.

Sofern der Hersteller diese Spezialeingabegeräte nicht im Lieferprogramm hat, sollte der Anschluß von Fremdgeräten an des BDE-System zugelassen und unterstützt werden. Nach dem heutigen Stand der Technologie setzt sich die maschinelle Datenerfassung von Analog- oder Digitalwerten mit billigen Mikros anstelle von Prozeßrechnern durch. In vielen Fällen kann das der im BDE-Terminal steckende Mikro sein.

Besonders bei Subsystemen wird die benötigte Rechenleistung vor Ort leicht unterschätzt. Spätestens dann, wenn von der reinen Erfassung zur Sofortverarbeitung von Informationen übergegangen wird, kann ein zu klein, ausgelegtes und begrenzt erweiterungsfähiges System in eine Sackgasse führen.

Ferner können in Zukunft mehr Transaktionen entstehen, weitere Terminals benötigt werden, neue Anwendungen hinzukommen und andere Werksbereiche oder Werke in das Gesamtsystem miteinbezogen werden. In all diesen Situationen möchte der Anwender seine Hard- und Software-lnvestition nicht verlieren.

Modellpolitik und Barrieren von Systemfamilien erschweren dem Anwender die ungetrübte Expansion. Aus der Netzwerkarchitektur des NonStop-Systems resultiert gleichsam ein "Open-end-System".

Bei nur einem (einheitlich ausgelegten) Prozessortyp kann der Anwender mit zwei Prozessoren und 768 KB Hauptspeicher beginnen und durch Hinzunahme weiterer Prozessoren und Speicher die benötigte Leistung auf bis zu 16 Prozessoren mit 32 MB Hauptspeicher addieren. Beim Übergang auf ein geographisches Netzwerk sind 255 Systeme mit 4080 Prozessoren konfigurierbar.

Der Ausbau auf ein Netzwerk von Systemen mit verteilter Datenbank ist überall dort aktuell, wo von zentraler Stelle geplant wird und auf dezentrale Daten zugegriffen werden muß. In Deutschland werden rund 30 Prozent der installierten Tandem-Systeme zum Teil oder auch ausschließlich für BDE-Fertigungssteuerung genutzt. Die in diesem Bericht erwähnten Forderungen sind bei diesen Installationen realisiert.

þSiegmar Altrock ist Geschäftsstellenleiter der Tandem Computer GmbH in Düsseldorf.