Kölner Mikrocomputer Anbieter hofft auf einen "Vergleich mit hoher Quote"

BCT: Presse für Scheitern verantwortlich

05.10.1984

MÜNCHEN (CW) - Den Vergleich hat in der vergangenen Woche die Kölner BCT-Computer AG angemeldet. Zu diesem Schritt sah sich das Unternehmen veranlaßt, weil eigenen Angaben zufolge die Investitionstätigkeit der letzten Monate, Forderungen des Finanzamtes und Kündigungen von Bankkrediten eine Liquiditätskrise auslösten. Infolge der jüngsten Entwicklung ist der Mikrocomputeranbieter jetzt nicht In der Lage, die Gehälter pünktlich zu zahlen.

BCT-Vorstandsmitglied Werner Dieck spricht von einem "Teufelskreis", der zu der schwierigen Unternehmenssituation geführt habe: "Den Anlaß für den Vergleich bat die starke Investitionstätigkeit des Hauses in Hinblick auf schnelle Erträge".

Die negative Berichterstattung in der Presse habe überdies erheblich dazu beigetragen, daß das Finanzamt gewisse Sicherheiten nicht mehr als solche anerkannte und das Unternehmen im Hinblick auf die Gewinnerwartungen hohe Vorauszahlungen leisten sollte. Dieck: "Schließlich kündigten die Banken ihre Kredite".

Die daraufhin entstandenen Probleme bei der Absatzfinanzierung bewirkten laut BCT unter anderem, daß die rund 50 Prozent vom gesamten Umsatz ausmachenden Leasing-Verträge nicht mehr finanziert werden konnten. Gegenwärtig hofft Dieck auf einen "Vergleich mit hoher Quote". Das Ergebnis hinge von der Zustimmung der Gläubiger ab, die zum großen Teil aus Banken bestünden. Zum vorläufigen Vergleichsverwalter wurde der Kölner Staatsanwalt Dr. Karl-Heinz Maus bestellt.

Die Finanzsituation sieht bei BCT nach eigenen Angaben wie folgt aus: Die Verbindlichkeiten stehen mit rund 12,5 Millionen Mark zu Buch, davon sind 8,6 Millionen Mark Bankschulden, der Rest entfällt auf Lieferanten, Wechsel und Sonstiges. Dem stehen als Aktiva 27,2 Millionen Mark gegenüber. Davon sind jedoch lediglich 5,2 Millionen Mark echte Finanzanlagen. 11,4 Millionen Mark entfallen auf Vorräte an Computern und 10,6 Millionen Mark auf Forderungen.

Das Eigenkapital des Unternehmens betrüge 28 Millionen Mark. Neben 15,5 Millionen Mark Stammaktien soll es Rücklagen in Höhe von 13,5 Millionen Mark geben. Im Zuge der Vergleichsverhandlungen kann der Firmenvorstand das nominale Stammkapital noch um rund 3,5 Millionen Mark erhöhen, heißt es bei BCT weiter. Zunächst einmal muß das Unternehmen aber sehen, wie es die Gehälter für seine Angestellten auftreibt. Aufgrund der akuten Liquiditätsenge müssen die Mitarbeiter jetzt auf ihren Lohn warten. Dieck gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Die Gehälter hätten heute gezahlt werden müssen. Es ist den Mitarbeitern mitgeteilt worden, daß eine Verzögerung eingetreten ist". Wann die BCT-Angestellten ihr Geld bekämen, sei noch nicht bekannt.