x-Trans.eu

Bayern und Oberösterreich machen gemeinsame E-Government-Sache

06.05.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit x-trans.eu haben Bayern und Oberösterreich ein grenzübergreifendes E-Government-Projekt gestartet. Damit sollen Antrags- und Genehmigungsprozesse für Großraum-und Schwertransporte schlanker und schneller werden.

Deutsche Unternehmen geben jedes Jahr Milliarden Euro aus, um ihren gesetzlich verankerten Berichtspflichten nachzukommen. Nach Angaben von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sei es zwar in den vergangenen zehn Jahren gelungen, den finanziellen Aufwand von rund 50 auf etwa 39 Milliarden Euro zu senken. Jedoch biete dieser Posten nach wie vor einiges Potenzial für mehr Effizienz.

Der Startschuss für x-trans.eu ist gefallen: Die Projektbeteiligten freuen sich auf ihr neues System.
Der Startschuss für x-trans.eu ist gefallen: Die Projektbeteiligten freuen sich auf ihr neues System.
Foto: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen

Ein Projekt, das dabei helfen könnte, ist x-trans.eu, das heute offiziell in den Probebetrieb startete. Ziel des Vorhabens ist es, eine zentrale Antragsplattform für grenzüberschreitende Großraum- und Schwertransporte aufzubauen. Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr mussten die Spediteure bis dato verschiedene Antrags- und Genehmigungsverfahren abwickeln. In Bayern gab es das Online-System "Vemags", Oberösterreich hat mit "Sotra" (Sondertransporte Straße) eine vergleichbare Plattform im Einsatz.

Mit x-trans.eu sollen die Speditionsunternehmen sämtliche Anträge und Genehmigungen auf einer einheitlichen Online-Plattform erledigen können. Michael Strugl, Landesrat der Oberösterreichischen Landesregierung sprach von einem Riesenschritt und einem Referenzprojekt für Europa-weites E-Government. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann charakterisierte das Vorhaben als wichtigen Meilenstein, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und zu vereinfachen.

Im Rahmen der Pilotphase soll x-trans.eu in den kommenden Monaten mit ausgewählten bayerischen und oberösterreichischen Transportfirmen erprobt werden. An der Umsetzung waren eine ganze Reihe verschiedener Institutionen beteiligt. Neben den staatlichen Stellen betreute die Technische Universität München das Vorhaben von wissenschaftlicher Seite. Betrieben wird x-trans.eu im Rechenzentrum Nord am Landesamt für Steuern.

Der P23R aus Darmstadt

Technisch ist x-trans.eu an die E-Government-Fachsysteme Vemags und Sotra angebunden. Diese Lösung haben die Projektpartner Software AG und die init AG umgesetzt. Basis dafür bildete der "Prozess-Daten-Beschleuniger" (P23R). Das Forschungsprojekt, das bereits zum IT-Gipfel 2011 gestartet war, verfolgt das Ziel, Prozessketten zu beschleunigen und sicheren sowie transparenten Datenaustausch zwischen Unternehmen und Behörden zu sorgen. Aus Sicht von Karl-Heinz Streibich bildet P23R einen wichtigen Standard zur Digitalisierung von Prozessen im E-Government-Umfeld. Mit Hilfe der Technik sei es möglich, die Effizienz im öffentlichen Sektor zu steigern und einen Wertschöpfungsbeitrag für ganze Wirtschaftszweige zu leisten.

Der Bedarf in der Transportbranche dafür scheint groß. Von 2009 bis 2011 habe sich die Zahl der über vemags abgewickelten Verfahren von 159.000 auf über 334.000 mehr als verdoppelt, berichtet Sebastian Lechner vom Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT). "Der Schwertransport wird zur Hightech-Branche", sagt Lechner. Da seien Werkzeuge wie Telefon und Fax nicht mehr zeitgemäß. Vorhaben wie x-trans.eu böten die Chance, Prozesse zu verschlanken, ergänzt Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Früher habe das Genehmigungsverfahren teilweise länger gedauert als die Produktion des Transportgutes.

Das soll künftig nicht mehr passieren, verspricht Friedrich. Der Bundesinnenminister wünscht sich im Zuge eines zusammenwachsenden Europas weitere solche Projekte. Die Herausforderung bestehe darin, das im Zuge der Internationalisierung die berichtspflichten sicherlich nicht weniger würden. "Mit den Möglichkeiten der IT können wir Unternehmen noch stärker von Bürokratie und den dadurch entstehenden Kosten entlasten.