Bayer-Tochter gewinnt "Hermes"-Preis für RFID-Alternative

16.04.2007
Auf der Hannover-Messe zeigt BTS eine Identifikationslösung auf der Grundlage von Laser-Technik.

Unter der Bezeichnung Protexxion hat die Bayer Technology Services GmbH (BTS) eine Komplettlösung für die fälschungssichere Identifikation von Gegenständen und Verpackungen entwickelt. Dafür verlieh die Deutsche Messe AG der Tochter des Bayer-Konzerns den diesjähigen "Hermes Award". Dieser internationale Technologiepreis, den der Veranstalter der Hannover-Messe jährlich auslobt, ist mit 100.000 Euro dotiert. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, überreichte ihn im Rahmen der gestrigen Messeeröffnung.

Produktfälschungen verursachen jährlich Schäden in Milliardenhöhe und können, beispielsweise im Zusammenhang mit Medikamenten, sogar Leben gefährden, erläutert der frischgebackene Preisträger. Die bisherigen, auf offener oder versteckter Kennzeichnung der Produkte beruhenden Strategien zur Fälschungserkennung böten keine hundertprozentige Sicherheit. Weder mit Barcode oder Funketiketten (siehe auch das Knowledge-Center RFID auf dieser Site) noch mit Wasserzeichen, Hologrammen oder Mustern aus spezieller Drucktinte ließen sich unautorisierter Nachbildung oder Vervielfältigung ausschließen.

BTS setzt stattdessen auf Erkennung der Oberflächenstruktur durch Laser-Abtastung. Auf Basis der von Ingenia Technology Ltd. erfundenen LSA-Technik (Laser Surface Authentication) hat das in Leverkusen beheimatete Unternehmen die Protexxion-Lösung entwickelt, die in der Halle 16 am Stand 54 präsentiert wird.

Dabei werden die Produkte schon während der Fertigung erfasst. Mit der LSA-Technik lässt sich ihr individueller "Fingerabdruck" nehmen, also ihre natürliche Oberflächenstruktur registrieren. Statische oder mobile Lesegeräte entlang der Lieferkette können dann jeden einzelnen Gegenstand an beliebigen Punkten der Lieferkette erkennen und eindeutig zuordnen.

Das Abtastverfahren beruht auf dem "Laser-Speckle"-Phänomen. Wie BTS erläutert, wird dabei die diffuse Strahlung der Oberfläche aus verschiedenen Winkeln relativ zum einfallenden Laserstrahl gemessen. Die vom Scanner erfasste Mikrostruktur der Oberfläche weise für jedes Objekt eine so gut wie einzigartige Kombination von Merkmalen auf, die auch durch eine moderate Abnutzung oder Veränderung nicht verwischt würden und sich wegen ihrer komplexen Struktur niemals künstlich erzeugen ließen.

Die Scan-Informationen werden dann zweckmäßigerweise in einer Datenbank abgelegt, von wo sie sich mit Hilfe einer Such- und Vergleichssoftware in Sekundenschnelle abrufbar sind. Die Speicherung eines Scans benötigt laut BTS nur 125 bis 750 Bytes, so dass sich die Daten vieler Millionen Produkte auf einer herkömmlichen Festplatte speichern ließen. Ein statischer Scanner an einer Fertigungsstraße erfasse die Objekte mit einer Geschwindigkeit von bis zu vier Metern pro Sekunde.

Als Vorteile gegenüber anderen Kennzeichnungsverfahren nennt BTS aber nicht nur die höhere Sicherheit, sondern auch die niedrigeren Beriebskosten: Weder fielen Herstellkosten für die Kennzeichnung an, noch sei eine sichere Lieferkette für die Markierungen nötig, weil ja die Produktoberfläche selbst das Sicherheitsmerkmal bilde. Wie der Anbieter einräumt, eignet sich die Technik allerdings nur für Oberflächen, die nicht reflektieren. (qua)