Hitachi-OEMs kommen sich in der Bundesrepublik mit nahezu identischem Angebot in die Quere

BASF und NAS: PCM-Streit um 3090-Markt

23.05.1986

LUDWIGSHAFEN/FRANKFURT (ad) - Neue Japan-Jumbos bringen National Advanced Systems (NAS) und BASF, beide OEM-Kunden von Hitachi, auf den Markt. In der Leistungsklasse von 16,8 bis 80 Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) drängeln sich jetzt IBM-kompatible Großrechner, die sich mit den 3090-Modellen von Big Blue messen können. Für den Mainframe-Giganten könnte es sich allerdings als Vorteil erweisen, daß sich die Kompatiblen mit nahezu identischen Produkten (Hitachi!) um Marktanteile in der Bundesrepublik balgen.

NAS hat gleich drei Erweiterungen ihrer XL-Großrechnerfamilie angekündigt. Die XL- 50 verfügt über einen Monoprozessor mit einer Leistung von rund 16,8 Mips, die XL 90 kann mit ihrem Dreifach-Prozessor 67 Millionen Instruktionen pro Sekunde verarbeiten, und die XL 100 schafft mit Hilfe eines Quadro-Prozessors rund 80 Mips Rechenleistung. Bei der XL 100 - der somit leistungsfähigsten Maschine von NAS - sind nach Angaben des Anbieters Hauptspeicherstufen von 128 bis 512 MB verfügbar. Ferner bietet der Rechner ein dynamisches Kanal-Subsystem von 48 bis 96 Kanälen. Mit der Auslieferung will der Anbieter im dritten Quartal 1986 beginnen.

Ebenfalls im dritten Quartal dieses Jahres soll die XL 90 ausgeliefert werden. Dieses System verfügt über die gleichen Ausbaustufen wie die XL 100 und leistet mit drei Prozessoren rund 67 Mips. Beide Zentraleinheiten besitzen bis zu 40 000 Gatter pro Chip mit Schaltzeiten von maximal 200 Picosekunden. Wie Herbert Bechtel, Geschäftsführer der NAS GmbH in Frankfurt, sagte, ziele man mit diesen neuen Systemen "auf die Bedürfnisse der Großanwender bis in die neunziger Jahre".

Der Monoprozessor der XL 50 hat einen internen Leistungsfaktor von etwa 16,8 Mips, was etwa dem 0,8fachen der XL 60 entspricht. Hierbei sind Hauptspeicherausbauten von 16 bis 48 Kanälen verfügbar. In der internen Speicherhierarchie ist die XL 50 mit einem 500-KB-Zwischenspeicher und einem 128-KB-Pufferspeicher ausgerüstet. Lieferbar soll das System nach Planung des Unternehmens etwa im ersten Quartal 1987 sein.

Die Zentraleinheit XL 50 ist nach Angaben von NAS so positioniert, daß sie den nahtlosen Übergang von Anwendern der heutigen AS 90x0- und AS 80x3-Systeme auf Zentraleinheiten der höchsten Leistungsklasse ermöglichen soll. Alle XL-Rechner seien den weiteren Aussagen zufolge im Feld aufrüstbar auf die größeren Modelle der Systemfamilie. Über die Preise für die neuen Maschinen der XL-Klasse mochte man sich bei National vorerst nicht äußern, doch sind diejenigen für die Systeme XL 60 von bisher 12 auf 10,5 Millionen Mark, bei der XL 80 von früher 22,1 auf 19,4 Millionen Mark und bei der 9080 von bislang 6,9 Millionen auf 5,8 Millionen Mark gesenkt worden.

Praktisch parallel dazu hat die BASF AG mit der 7/90-1 das Einstiegssystem in die 7/90er-Klasse als Novum präsentiert. Im ersten Quartal 1987 soll diese Maschine ausgeliefert werden können, hieß es bei den Ludwigshafenern. Bei kommerziellen Applikationen soll der luftgekühlte Uniprozessor der 7/90-1 etwa 70 Prozent der Leistung einer 7/90-2 bieten, was ungefähr der Power der IBM 3090-200 entspricht. Mit 19,5 Mips ist die Maschine zwischen der 7/78 MP und 7/88 MP von BASF angesiedelt. Bei diesem Großrechner können gegenwärtig bis zu 48 Kanäle zur Nutzung angeboten werden, und der Hauptspeicher läßt sich in 32-MB-Stufen von 32 bis 256 MB ausbauen. Zusätzlich zum Pufferspeicher von 128 KB verfügt das System über einen 512 KB großen Arbeitsspeicher (second level buffer storage). Bereits in der Grundversion sei die 7/90-1 mit einer Hochgeschwindigkeits-Arithmetik ausgestattet und als Zusatzeinrichtung lasse sich nach Angaben des Anbieters ein Vektorrechner implementieren. Im Feld sei diese neue Maschine auch zum Modell 7/90-2 und 7/90-4 aufrüstbar, hieß es weiter.

Wie beim NAS-Konzept findet sich auch bei dem BASF-Rechner eine Chiptechnologie mit bis zu 40 000 Gattern, was als momentan höchste Integrationsdichte bei Universalrechnern angesehen wird. Der Hersteller sieht laut eigener Aussage mit der 7/90-1 eine "interessante Alternative in der oberen Leistungsklasse, insbesondere hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses". Über den Preis selbst schweigt man sich bei der BASF allerdings noch aus. Über diese Neuankündigung hinaus will der Anbieter auch seine bisherigen 7/90-Systeme schneller machen: Mit einem Dreifach-Prozessor (TP) wird eine Leistung angestrebt, die bei 67 Mips angesiedelt ist - das etwa Zweieinhalbfache der 7/90-2-Leistung -, und mit einem Vierfach-Prozessor (QP) will man die Mips-Leistung auf 84 Millionen Instruktionen pro Sekunde erhöhen. Die TP- und QP-Systeme sollen im dritten Quartal 1987 verfügbar und ebenfalls auf Basis der 7/90-4 im Feld aufrüstbar sein. Über die Preise für die zwei Erweiterungssysteme ließ die BASF ebenfalls nichts verlauten.