Chemieriese nutzt MlTI-Kulisse für Statusbericht und Prognosen:

BASF strebt weitere FuE-Kooperationen an

16.05.1986

TOKIO (rs) - "Das ist eine Selbstverständlichkeit, beantwortete Masahiro Koezuka die Frage nach dem OSI-Engagement des MITI anläßlich eines Treffens europäischer Fachjournalisten. Der Deputy-Director der Electronic Policy Division des japanischen Ministeriums für internationalen Handel und Industrie forderte die einfache und freie Verbindung von Systemen untereinander.

Koezuka nannte zwei Gründe, warum das MITI Gespräche mit der EG über OSI für bedeutend hält. Die Kosten, so der dem Machinery and Information Industry Bureau angehörige MITI-Mitarbeiter, seien für den Anwender zum beliebige Systeme miteinander verknüpfen zu können. Dies würde insbesondere die internationale Vernetzung von Rechnern betreffen.

Ferner sprach sich Koezuka indirekt gegen die beherrschende Stellung einzelner Unternehmen aus, indem er als zweiten Grund den "freien Wettbewerb" forderte. Dieser dürfe nicht durch die Frage behindert werden, ob Rechner untereinander kommunikationsfähig seien oder nicht. Auf die japanisch-europäischen Aktivitäten hat Koezuka nach eigenen Worten bereits positive Reaktionen

ausgemacht.

Besonders betonte der Deputy-Director, daß die Bemühung um einen OSI-Standard keine Einzelaktivitäten eines Landes, einer Institution oder eines Unternehmens sein könne. Nur durch eine weltweite Zusammenarbeit bestehe die Möglichkeit, einen echten Standard zu erreichen. In welcher Zeit dieser durchgesetzt werden könne, ist für Koezuka vor allem eine Frage der Intensität der Zusammenarbeit. Die nächsten Treffen mit der EG sollen vor allem dazu dienen, mögliche Anwendungen des OSI-Standards weiterzuentwickeln sowie Versuche mit den oberen Ebenen des OSI-Modells über internationale Telekommunikationsnetze vorzubereiten.

BASF: Wir kopieren nicht IBM

Mit den Worten "Wir kopieren nicht das IBM-Business" präsentierte Karl Uhl, Leiter der BASF-Datentechnik, die Strategie dieses Zweiges des Chemiegiganten vor den Journalisten in Tokio. Dabei trat er besonders der Vermutung entgegen, die Datentechnik der BASF würde rote Zahlen schreiben oder hätte dies je getan: Seit der Gründung des Bereiches vor 23 Jahren hätte es immer nur schwarze Zahlen gegeben. Rolf Brillinger, Leiter des Vertriebs, wagte die kühne Aussage, kein einziger Abschluß sei defizitär gewesen. Die offiziellen Zahlen jedenfalls weisen für das abgelaufene Geschäftsjahr 1985 einen Umsatz des Bereichs Datentechnik von 1,05 Milliarden Mark aus, wobei 850 Millionen davon in Europa erreicht wurden. Die Bundesrepublik dürfte danach rund zur Hälfte zum Europa-Umsatz beigetragen haben.

Zur Magnetspeichertechnik, so Uhl, gebe es bis zum Jahr 2000 zunächst keine ernst zu nehmende Alternative. Mit verbesserten Verfahren bei der Floppyherstellung sowie in der Laufwerktechnik hält der Datentechnik-Chef 30 Megabyte Kapazität pro 51/4-Zoll-Floppy bis 1992 für erreichbar. Bei Magnetbändern seien Kapazitäten im Gigabyte-Bereich mit heutigen 200-MB-Kassetten denkbar, wenn neue Techniken bei den Schreib-/Leseköpfen eingeführt würden.

Bei Entwicklung eine Stufe überspringen

Bezüglich optischer Platten hält die BASF wenig von den heute angewandten Verfahren. Die Entwicklungsstufe einmalig beschreibbarer Platten auf der Basis "löcherförmiger Verdampfung dünner Metallschichten" möchte die BASF überspringen. Der Tradition folgend, hält es die BASF lieber mit Farbstoffen: Für die optischen ROMs experimentiert das Unternehmen mit organischen Farbstoffen. 1987 soll hier die Pilotproduktion anlaufen, 1988 könnte die Serie starten.

Die Investitionen der BASF-Datentechnik sollen bis 1988 (bezogen auf 1985) um rund 40 Prozent steigen. Für Forschung und Entwicklung magnetischer Speichermedien sollen 1988 gut 25 Prozent mehr als 1985 ausgegeben werden. Um dem Wettbewerb in Zukunft gewachsen zu sein, strebt die BASF neben der bereits existierenden Zusammenarbeit mit Hitachi und DEC weitere Kooperationen vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung an. Für 1986 und 1987 geht der Geschäftsbereich Datentechnik von einem jährlichen Umsatzwachstum in Höhe von 22 Prozent aus.