Banken kämpfen mit hohen IT-Kosten

18.04.2005
Outsourcing und mehr Standardsoftware können die Aufwendungen drücken.

Trotz leicht verbesserter Erträge im vergangenen Jahr hält der Kostendruck in der deutschen Finanzbranche unvermindert an. Die Auswirkungen auf die IT-Landschaft der Banken sind gravierend, wie auf der von IIR Deutschland organisierten Fachkonferenz "Bankentrend-Tage" deutlich wurde. Mit gut einem Drittel beansprucht die IT den Löwenanteil der Gesamtkosten; entsprechend intensiv bemühen sich Verantwortliche auf unterschiedlichen Management-Ebenen, die Aufwendungen in den Griff zu bekommen.

Zu den größten Kostentreibern gehört ein altes, aber längst nicht gelöstes Problem: Legacy-Software. Viele deutsche Finanzinstitute steuern ihre Kernprozesse noch immer mit proprietären Altanwendungen, kritisierte Jürgen Rebouillon, Berater und Ex-Vorstand der Credit Suisse First Boston AG: "Es gibt zu viele Eigenentwicklungen, die zum Teil noch aus den 70er Jahren stammen." Grund dafür sei einerseits der Mangel an Standardsoftware, andererseits nutzten aber auch die Geldinstitute zu wenig die verfügbaren Programme.

Proprietäre Altsysteme belasten IT-Budgets

Nicht selten hätten die Banken "Wegwerfprodukte" entwickelt, die immer wieder verändert werden mussten. Schuld daran seien vor allem mangelnde Vorgaben. Der Aufwand für die Desintegration - sprich: das Herauslösen und Modernisieren der Legacy-Anwendungen - sei immens und verschärfe die Kostenprobleme der Branche. Allein die Programmierung von Schnittstellen zu anderen IT-Systemen verschlinge Unsummen.

In den Prozesskosten sieht Rebouillon weitere ungenutzte Sparpotenziale. Viele Verwaltungsprozesse könnten standardisiert und verschlankt werden. Auch von der Möglichkeit, mit Hilfe von Shared Services redundante administrative Strukturen zu vermeiden, machten die Banken zu wenig Gebrauch.

Dauerhaft sparen können Finanzunternehmen angeblich auch, wenn sie Tätigkeiten auslagern, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Auch diese nicht ganz neue Erkenntnis stand im Mittelpunkt etlicher Präsentationen von Anwendern und Serviceanbietern. In vielen Fällen steht dabei die Wertpapierabwicklung oder das Transaction Banking ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber auch klassische IT-Outsourcing-Projekte, in denen etwa komplette Rechenzentren an einen Dienstleister abgegeben werden, gehören zum Standardrepertoire der Kostensenker.

Dennoch ist das Geschäft schwieriger geworden, wie Thilo Nagler von der SBS-Tochter Sinius einräumte. So habe der Outsourcing-Deal der Deutschen Bank mit IBM zwar eine enorme Signalwirkung erzielt, zugleich aber auch die Schwierigkeiten aufgezeigt, die ein Vorhaben dieses Umfangs bringen könne.

Die Kunden sind vorsichtiger geworden: Sechs von zehn Firmen, die ihre IT ausgelagert haben, wollen den Vertrag mit ihren Dienstleistern nicht verlängern, berichtete Nagler unter Verweis auf eine Studie der PA Consulting Group. 15 Prozent beabsichtigten sogar, wieder "inzusourcen". (wh)