Banken entdecken das IT-Outsourcing neu

23.07.2002
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

„Outsourcing im Bankenumfeld gab es im Prinzip schon immer.“ Peter Wendt, ZVS

Kostenvorteile durch die Auslagerung von IT-Funktionen erhofft sich auch die Dresdner Bank. Sie gründete einen zunächst hausintern agierenden Dienstleister für Application-Service-Providing (ASP) in eine eigenständige Tochtergesellschaft aus (siehe CW 28/02, Seite 1). Einsparungen ergeben sich dabei unter anderem bei den Administrationskosten für die Client-PCs im Firmenkundenbereich.

Knackpunkt Personalaufwendungen

Wichtiger als die gemeinhin angeführten Kostenargumente sind für Wendt langfristige Vorteile, die ein Outsourcing mit sich bringen kann. An erster Stelle stehe die „Reduzierung des Personalbindungsrisikos“. Geldinstitute müssen nach der Auslagerung kein eigenes Personal mehr für die meist komplexen Prozesse vorhalten. Wegen der zunehmenden Automatisierung der Bankprozesse werde der Personalbedarf in den Banken ohnehin weiter sinken.

Die größte Hürde für die Hamburger Sparkasse sei gewesen, ein sozialverträgliches Modell für die insgesamt 300 Mitarbeiter zu finden. Die Lösung: Statt eines komplizierten Betriebsübergangs „leiht“ sich die ZVS Mitarbeiter der Hamburger Sparkasse - mit allen Rechten und Pflichten, wie Wendt betont. In technischer Hinsicht gestaltete sich die Auslagerung des Zahlungsverkehrs weniger schwierig. Die ZVS nutzt eine Multi-Server-Umgebung aus rund 30 Intel-Rechnern unter Windows NT 4.0. Für die Datenhaltung sorgt Microsofts SQL Server, Kernanwendung ist die Unisys-Software „Avis NT“ für die Zahlungsverkehrsabwicklung.

In Zukunft will die ZVS „noch mehr Funktionen für den Fabrikprozess suchen“ und weitere Kunden aus der Finanzbranche gewinnen. Wendt kann sich vorstellen, etwa Dokumentenarchive oder den Auslandszahlungsverkehr für Geldinstitute zu übernehmen. Branchenexperten warnen indes vor übertriebenen Erwartungen. Bis sich derartige „Kreditfabriken“ in der verkrusteten deutschen Bankenlandschaft durchsetzen, dürfte noch einige Zeit vergehen.