Banken entdecken das IT-Outsourcing neu

23.07.2002
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

In der Finanzbranche ist ein regelrechter Markt für Transaction-Services entstanden, erläutert Wendt. Ursächlich dafür sei vor allem die zu hohe Wertschöpfungstiefe der Kreditinstitute im Zahlungsverkehr: „Vergleicht man die Fertigungstiefe mit der Autoindustrie, würde das bedeuten, dass VW eine eigene Rinderzucht für das Leder seiner Autositze betreibt.“

Vor diesem Hintergrund haben die Banken mit stetig steigenden Kosten zu kämpfen. Weil die Kundenanforderungen ebenfalls zunehmen, sind Investitionen in Produkte und Technologie unerlässlich, gleichzeitig aber geraten die Preise für Finanzprodukte unter Druck. Für die Geldinstitute ergibt sich daraus ein Zwang zu verbesserter Produktivität, sprich geringeren Kosten pro Transaktion, bei mindestens gleich guter Qualität. Solche Produktivitätsvorteile sind stark durch Skaleneffekte getrieben; die Banker stehen vor der Entscheidung, sich auf strategische Geschäftsfelder zu konzentrieren und andere Dienstleistungen extern einzukaufen.

Ausgangspunkt für die Kostenbetrachtungen der ZVS war die komplette Prozesskette, berichtet Wendt, der in Personalunion als Direktor der Hamburger Sparkasse (Haspa) agiert. Im Fall des Zahlungsverkehrs stützte sich die Analyse auf den Standardpreis für den beleghaften Zahlungsverkehr. Gemeint sind damit Überweisungen, die nicht auf elektronischem Weg abgewickelt (beleglose Transaktionen), sondern in Form eines Papierbelegs von Bankkunden eingereicht werden.

Kostenvorteile

Eine Studie der Management-Beratung Bain & Company ergab, dass Geldinstitute mit eigener Zahlungsverkehrsabwicklung durchschnittlich 0,36 bis 0,87 Euro für die Verarbeitung eines Belegs ausgeben. Der Outsourcer ZVS erledige diese Aufgabe für 0,13 bis 0,50 Euro. Bei einem konservativen Ansatz ergebe sich für ein mittelgroßes Geldinstitut ein Sparpotenzial von 0,15 Euro pro Beleg, rechnet Bain vor. Für jeweils 1,5 Millionen Belege komme dies einer Ersparnis von rund 225000 Euro gleich.