Bangalore verbietet Englischunterricht an Schulen

02.10.2006
Die regionale Regierung besteht auf einen gesetzlich vorgeschriebenen Unterricht in der Landessprache.

Für viel Wirbel hat der Plan der Regierung im indischen Bundesstaat Karnataka gesorgt, auf Einhaltung eines seit 1994 geltenden Gesetzes zu pochen. Danach müssen alle Schüler in der dravidischen Sprache Kannada unterrichtet werden. Die Vorschrift wurde bislang geflissentlich ignoriert, insbesondere in der High-Tech-Metropole Bangalore wurden auch Grundschüler bislang nur in Englisch unterrichtet.

Der Vorstoß der Regionalregierung zeugt auch von den wachsenden Ressentiments der heimischen Bevölkerung gegenüber den Einflüssen der hoch bezahlten, Englisch sprechenden und zugezogenen IT-Ingenieuren sowie von dem Zwist innerhalb der der Gesellschaft (siehe auch "Indien - ein Kapitalismusmärchen"). Offenbar haben die der Landbevölkerung verpflichteten Regierungsvertreter gegenüber den Reformern obsiegt. Letztere hatten mit Verweis auf die Erfahrungen im Bundesstaat Westbangalen, zu dem etwa die Metropole Kalkutta gehört, vor einem entsprechenden Schritt gewarnt. Die dortige Regierung hatte mit der Politik des "No Englisch, only Bengali" dem Wirtschaftwachstum den Hahn abgedreht.

Betroffen von der Entscheidung in Karnataka sind rund 100 000 Englisch sprechende Schüler in Bangalore. Rund 800 Schulen sollen geschlossen werden, weiteren 1500 Schulen stehen unter Beobachtung. Der Englisch-Bann erschwert es Bangalore, im Wettbewerb mit anderen Standorten wie Pune, Hyderabad und Chennai Schritt zu halten. Allerdings glauben Marktbeobachter, das Bangalore aufgrund der enormen Konzentration von gut ausgebildeten Fachkräften noch lange der bevorzugte High-Tech-Standort in Indien bleiben wird (siehe auch "Autorikschas und Hightech - Bangalore ist Indiens IT-Hauptstadt"; "In Indien ticken die Uhren anders") (jha)