Kartellverfahren gegen Microsoft

Ballmer droht mit Windows-Entzug

08.03.2002
MÜNCHEN (CW) - In der Diskussion um eine gütliche Einigung im Washingtoner Kartellprozess greift Microsoft-Chef Steve Ballmer zum Äußersten: Sollten sich die klagenden US-Bundesstaaten mit ihren Forderungen durchsetzen, müsse der Hersteller das Windows-Betriebssystem vom Markt nehmen.

Ballmer formulierte seine Drohung bereits im Februar, eine Videoaufzeichnung seiner Stellungnahme musste Microsoft auf Anordnung der Washingtoner Bezirksrichterin Colleen Kollar-Kotelly veröffentlichen. Der CEO bezieht sich darin auf die Vorschläge der klagenden US-Bundesstaaten, die den bisher vorliegenden Einigungsentwurf ablehnen. Microsoft könne die Forderungen nur erfüllen, wenn es das Produkt vom Markt nehme, so der CEO. "Wenn man Windows nicht ausliefern kann, ist das ganze Spiel vorbei."

Hintergrund ist die Argumentation der Klägerparteien, der Softwaremulti sei durchaus in der Lage, eine Windows-Version ohne damit verbundene Programme wie Instant Messaging, Multimedia-Player oder Browser, anzubieten. Mit der Produktkopplung dränge Microsoft Konkurrenten aus dem Markt.

Der Softwarekonzern hatte demgegenüber stets behauptet, eine Abtrennung solcher Anwendungen sei wegen technischer Abhängigkeiten nicht oder nur mit unzumutbarem Aufwand zu schaffen. In den nun publik gewordenen Einlassungen erklärt Ballmer, die Forderungen der Kläger würden zu "4000 bis 8000" unterschiedlichen Windows-Varianten führen, die Microsoft testen und verwalten müsste. Nach den Erwartungen von Prozessbeobachtern werden die Kläger diesen Punkt im Laufe des weiteren Verfahrens erneut aufgreifen. (wh)