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Ballmer: Der Zeitpunkt für Windows Server 2003 ist ideal

25.04.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem es Microsoft mit Windows XP nicht gelungen war, den PC-Markt neu zu beleben, verteidigte der Konzern gestern seine Entscheidung, mitten in einer Wirtschaftsflaute ein neues Server-Betriebssystem samt Entwickler-Tools und Datenbank auf den Markt zu bringen. Der Redmonder Konzern entsandte dazu den wie üblich energiegeladenen Firmenchef Steve Ballmer zum Launch-Event für Windows Server 2003, Visual Studio .Net 2003 und die 64-Bit-Ausführung von SQL Server 2000.

Steve Ballmer posiert stolz vor dem neuen TPC-C-Rekordsystem mit Windows Server 2003.
Steve Ballmer posiert stolz vor dem neuen TPC-C-Rekordsystem mit Windows Server 2003.

Nach einer Diät erschlankt und angetan mit grauem Armani-Anzug und rotgestreifter Krawatte kam der CEO (Chief Executive Officer) gleich zur Sache. "Die Presse hat mich gefragt 'Ist dies der richtige Zeitpunkt ein Server-Produkt einzuführen? Die IT-Budgets sind unten'", begann Ballmer. "Dies ist genau der richtige Zeit, um unglaubliche Innovationen auf den Markt zu bringen. Dies ist für IT-Professionals und Rechenzentren das wichtigste Stücke Arbeit, die wir bislang geleistet haben."

Das neue Betriebssystem sei beim Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl den hauseigenen Vorgängern als auch den konkurrierenden Unixen von IBM und Sun überlegen. Anwender könnten mit weniger nun mehr anfangen, versprach der Microsoft-Chef. Zu den Verbesserungen von Windows Server 2003 gehören Unterstützung für NUMA-Architekturen (Non-Uniform Memory Access), Clustering mit bis zu acht Nodes, Volume-Schattenkopien und Event-Tracking beim Herunterfahren. Die Downtime des neuen Systems betrage nur noch ein Achtel derer von Windows NT 4, so Ballmer.

In Sachen Security sei Windows Server 2003 "der beste Windows Server aller Zeiten". Viele Features wie die Internet Information Services (IIS) seien standardmäßig ausgeschaltet. IIS 6 sei nicht mehr über Skripting zugänglich, außerdem habe man Authentifizierung über Kerberos 5.0 eingebaut. Er könne natürlich nicht versprechen, räumte Ballmer ein, dass Windows Server 2003 nicht neue Sicherheitslecks enthalte. Aber "es wird weniger Probleme geben. Wir haben bessere Methoden entwickelt, um darauf zu reagieren."

Weitere Neuerungen getreu dem Mantra "more with less" umfassen Unterstützung für Web-Services inklusive UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) sowie die Share Point Portal Services für Gruppenarbeit, die in diesem Sommer erscheinen sollen. Die 64-Bit-Version der Datenbank SQL Server soll die Skalierbarkeit des neuen Betriebssystems besser nutzen und zielt auf den Einsatz in Highend-Warehouse-Umgebungen. Die neue Version von Visual Studio .Net schließlich enthält unter anderem das .Net Compact Framework für kleinere Endgeräte als PCs, eine standardkonformere Implementierung von C/C++ und erlaubt ohne manuelles API-Coding die Erstellung von Anwendungen, die sich über gängige Systems-Management-Frameworks überwachen lassen.

Analysten teilten Ballmers Enthusiasmus bezüglich der Neuheiten nur bedingt. "Im Server-Umfeld wird mometan nicht upgegradet", konstatiert beispielsweise Chris LeTocq von Guernsey Research. "Sie dachten, IT als Struktur sei in der Vergangenheit konservativ gewesen? Zurzeit ist es noch viel konservativer." LeTocq geht davon aus, dass wie schon bei früheren Server-Versionen von Windows die meisten Unternehmen mindestens das erste Service Pack abwarten werden, bevor sie umsteigen. Daran dürften auch die 250 Millionen Dollar wenig ändern, die Microsoft in die Werbkampagne für Windows Server 2003 stecken will. Und was "more with less" angehe, setzten immer mehr IT-Manager auf Linux. "Linux wird zu einer bekannten Größe, und die IT-Leute sehen was los ist", sagte der Analyst.

Windows 2003 Server ist weltweit in vier Versionen zu haben: Web Edition, Standard Editon sowie Enterprise und Datacenter Edition (letzere jeweils mit 32 oder 64 Bit). Dazu gesellt sich in einigen Monaten noch eine Small Business Edition. Aktuell werden 13 Landessprachen unterstützt, weitere Lokalisierungen sollen in rund einem Monat dazukommen. Der Preis setzt sich wie schon bei Windows 2000 aus Server - 704 Dollar für die Standard- und 2288 Dollar für die Enterprise-Version - und Client-Access-Lizenzen (CALs) zusammen. Unternehmen können die 29 Dollar teuren CALs entweder nach Zahl der Nutzer oder der Endgeräte erwerben. Außerdem gibt es noch die External-Connector-Lizenz (früher Internet Connector) für 1960 Dollar. (tc)