Trotz Fortschritten bei der Gleichberechtigung

Balanceakt zwischen IT-Karriere und Mutterschaft

08.11.1996

"Wenn wir zu Hause bleiben oder früher heimgehen, um ein krankes Kind zu versorgen, sind wir schlechte Mitarbeiter. Wenn wir das kranke Kind verlassen, um zur Arbeit zu gehen, sind wir schlechte Mütter", beschreibt Martha Starkey, eine Spezialistin des Computersupports bei BTU International Inc. in North Billerica, Massachusetts, das Dilemma.

Starkey, Mutter einer sechs Jahre alten Tochter, lernte "sehr schnell", nicht über Familienangelegenheiten zu sprechen, nachdem sie bei einem früheren Arbeitgeber ihre Stelle im Rahmen eines Personalabbaus verloren hatte. Damals war sie im siebten Monat schwanger. An ihrem nächsten Arbeitsplatz vermied sie, von zu Hause angerufen zu werden: "Ich wollte nicht, daß irgend jemand wußte, daß ich ein Kind habe. Ich war überzeugt, dies würde gegen mich sprechen." Die Vorgesetzten bei BTU haben die Computerspezialistin indes unterstützt und sie an ihrem beruflichen Fortkommen nicht gehindert.

Starkey und andere IT-Managerinnen sind sich darin einig, daß niemand offen zugeben würde, sie bei einer Beförderung wegen des Kindes zu übergehen. Aber die Furcht oder auch die von den Vorgesetzten offiziell anders begründete Tatsache ist nach Aussage von Starkey immer präsent.

Starkey und Laurie Sheering, MIS-Managerin bei der Nynex Corp. in Middleton, Massachusetts, erkennen an, daß es für arbeitende und werdende Mütter gewaltige und greifbare Fortschritte gibt. Sheering, Mutter eines neun Monate alten Kindes, kam in den Genuß des "Gradual-Return-to-Work"-Programms ihres Unternehmens. Sie arbeitet Teilzeit bei vollem Lohnausgleich und allen Vergünstigungen. Dennoch mußte sie Zugeständnisse machen. Weil sie nur drei Tage die Woche arbeitet, kamen sie und ihr Vorgesetzter zu dem Schluß, daß ihr Manager-Job praktisch nicht zu schaffen war.

Vorurteile halten sich oft unsichtbar und unausgesprochen, aber dennoch spürbar. Die Aussage eines Geschäftsführers bestätigt dies: "Wenn man die Wahl hat, in einen Mann zu investieren, der wahrscheinlich die nächsten fünf Jahre anwesend ist, oder in eine Frau, von der man weiß, daß sie Familie haben will, nur als Teilzeitkraft zurückkommt und sicherlich keine Überstunden macht - wie würden Sie entscheiden?".