Eingeschränktes Recruiting

Bachelor-Studium sorgt für Nachwuchsmangel

05.05.2010
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge stellen mittelständische Unternehmen vor große Probleme. Laut der Studie "Recruiting-Trends im Mittelstand 2010" schwinden die Chancen, aus Nachwuchs durch Praktika zu generieren.

Die Reform der Studiensysteme sowie die Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse stellen nicht nur eine Herausforderung für die Universitäten und Studenten dar, sondern auch für mittelständische Unternehmen in Deutschland. Das zeigt die Studie "Recruiting-Trends im Mittelstand 2010? des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main sowie des Online-Karriereportals www.monster.de. Der Erhebung zufolge rechnen 40 Prozent der befragten deutschen Mittelständler damit, weniger Bewerbungen auf Praktikumsstellen zu erhalten. Das trifft den Mittelstand auch deshalb hart, weil in diesen Unternehmen ohnedies häufig Fehler im Recruiting gemacht werden. Damit sinken auch die Chancen, auf diesem Weg Fach- und Führungskräfte für die Zukunft zu rekrutieren.

Straffer Zeitplan steht Praktika im Wege

Die Verkürzung des Bachelor-Studiums auf drei Jahre, die straffe Studienorganisation und enge Zeitvorgaben machen es Studenten schwer, Praxisphasen oder Auslandsaufenthalte in ihren Lehrplan zu integrieren. Dabei bieten Praktika den Studenten die Möglichkeit, schon während des Studiums Praxis zu sammeln, bei der Berufsorientierung zu helfen und wichtige Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern zu knüpfen. Zudem hebt man sich mit Praktika von der Masse der Absolventen ab.

Frische Ideen gehen verloren

"Praktika bieten nicht nur den Studierenden einen Nutzen, die Unternehmen profitieren von der flexiblen Arbeitsunterstützung seitens der Studenten”, sagt Marcus Riecke, Geschäftsführer Central Europe bei Monster Worldwide. "Außerdem können Studenten in den Firmen durch ihr akademisch erworbenes Wissen und frische Ideen auch neue Impulse liefern.”

Konzerne schnappen Mittelständlern die Bewerber weg

Im Kampf um die besten Köpfe müssen sich Mittelständler oft gegen große Konzerne durchsetzen. Gerade dabei und um dem Rückgang an Bewerbern auf Praktika zu begegnen, spielt das Hochschul-Marketing als eine von vielen gezielten Recruiting-Maßnahmen eine wichtige Rolle. Über ein Viertel der befragten mittelständischen Unternehmen misst mittlerweile dem Kontakt zu Universitäten eine hohe Bedeutung bei, um vor Ort neue Praktikanten und Hochschulabsolventen zu rekrutieren. Jede fünfte Firma aus dem Mittelstand hält Vorträge an Universitäten, um qualifizierten Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen und sich als Arbeitgeber positiv zu präsentieren. Rund 16 Prozent sind an Informationsveranstaltungen von Hochschulen beteiligt und fast ebenso viele Mittelständler werben für sich mit Plakaten, so die Studie.

Mittelstand muss mit Hochschulen kooperieren

"Die neuen Studienpläne erfordern ein Umdenken in den Unternehmen. Neue Kooperationsprojekte mit Hochschulen können dabei helfen, Praxiserfahrungen direkt in den Studienplan zu integrieren”, erklärt Professor Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Bamberg. "Das gibt den Unternehmen und den Studenten auch außerhalb von Praktika die Möglichkeit, sich persönlich kennenzulernen und Kontakte über die Verbindung von Theorie und Praxis zu knüpfen.”

Details zur Studie "Recruiting-Trends"

Die vollständige Studie "Recruiting-Trends im Mittelstand 2010? kann bei Monster Worldwide Deutschland unter studien@monster.de angefordert werden. Die Studie ist der dritte Ergebnisbericht dieser Studienreihe des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt am Main und Bamberg sowie Monster Worldwide Deutschland. Wie im vergangenen Jahr beinhaltet die Studie eine Befragung unter 1000 deutschen mittelständischen Unternehmen sowie eine tiefgehende Fallstudie, die es ermöglichen, langfristige Trends in der Rekrutierung besser zu verstehen und wertvolle Handlungsempfehlungen für die Praxis der Personalbeschaffung abzuleiten.