Betriebssysteme laufen um den ersten Platz, Teil 3:

Babylonisches Sprachenwirrwarr birgt Vorteile

10.09.1982

Die systemnahe Software, wie Datenbanksysteme oder Dienstprogramme, war bisher im Mikrorechnerbereich noch von untergeordneter Bedeutung. Dies ist auf den erst in letzter Zeit starker wachsenden, professionellen Einsatz der Mikrorechner zurückzuführen, der wiederum durch die erhöhte Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Verbilligung der Hardware, insbesondere bei großen und schnellen externen Speichern, gefördert wurde.

Die vorhandenen Dienstprogramme sind insbesondere unter BOS und Oasis mit dem bei Minirechnern und Großrechnern bekannten Standard zu vergleichen. Hier finden sich Masken- und Programmgeneratoren Editor und Textsystem, Diagnostik- und Debug-Routinen, Linker sowie Job-Control-Sprachen.

Die meisten DBMS waren lediglich Dateiverwaltungsprogramme mit eng begrenzten Funktionen. Typischerweise implementierten sie eine ISAM-Dateiorganisation, eine einfache Abfragesprache sowie einen Reportgenerator zur Druckaufbereitung und waren überwiegend in einer höheren Programmiersprache geschrieben (Global und Selector IV in dem kompilierenden CBasic III, das Cromemco-DBMS in 16-K.Basic).

Inzwischen existieren Datenbanken, die diesen Namen verdienen. Autoindex heißt die unter BOS installierte Datenbank. Sie kann bis zu acht Schlüsselbegriffe mit Boolschen Verknüpfungen verarbeiten. Attribute, Schlüsselbegriffe und Paßwörter können jederzeit verändert werden. Reorganisation, Datensicherung, Erweiterung der DB-Limits sowie Dokumentation des letzten Zugriffs erfolgen automatisch. Zur Datenbankauswertung ist die Verbindung zu einem Programmgenerator und zu einer Textbe- und -verarbeitung gegeben.

Mit Oasis ist eine relationale Datenbank verfügbar. Neben Boolschen Verknüpfungen bei gleichzeitigen arithmetischen Operationen ist hier auch die Funktion "Join" vorhanden. Die Auswertung der Datenbank erfolgt in normaler Umgangssprache. Zur Zeit wird hier noch Englisch als Abfragesprache verwendet mit einem beispielhaften Komfort (SORT ALL ITEMS IN THE SALES LEADS FILE WHICH HAVE REVENUES GREATER THAN 100 000 AND ALSO HAVE A CATEGORY OF "MANUFACTURER", IN ORDER OF GEOGRAPHIC-AREA, AREACODE AS WELL AS REVENUE; ALSO PLEASE PRINT THE NAME, ADDRESS, AND PERSON-TO-CONTACT).

Ganz im Gegensatz zu diesen Ausnahmen herrschte, was Vielfalt und Qualität von unter CP/M-lauffähigen Programmiersprachen anbelangt, schon eine fast traditionelle Fülle. Neben den klassischen Programmiersprachen Cobol (ANSI 1974 Level 1 mit Teilen von Level 2), Fortran (ANSI 1966 ohne COMPLEX7) sind PL/I (ANSI General Purpose Subset G), RPG II, mehrere Versionen von Zwischencode interpretierendem und kompilierendem Pascal verfügbar. Daneben finden sich aber auch Preprozessoren für strukturiertes Programmieren in Fortran (RATFOR) sowie in verschiedenen Dialekten von Basic (STRUBAS, SBASIC). Aber auch Gourmets kommen voll auf ihre Kosten mit Compilern und Interpretierern wie Algol, FORTH, C, LISP oder APL, um nur einige der bekannteren zu nennen. Die meisten dieser sehr leistungsfähigen Übersetzer wurden von drei renommierten amerikanischen Softwarehäusern entwickelt, die sich auf Software für Mikrorechner spezialisiert haben. Die Preise liegen abhängig von Herstellerzusätzen oder Vertriebsweg generell zwischen 300 und 2000 Mark.

Wie vorteilhaft universelle Mikrorechner einsetzbar sind, zeigt sich daran, daß mit ihnen von Anfang an Datenverarbeitung und Textverarbeitung in den unterschiedlichsten Formen gemeinsam betrieben werden konnten, wohingegen diese Integration bei mittleren und großen Rechnern erst jetzt stattfindet. Der universell einzusetzende Mikrorechner hat hier ganz unbestritten einen Vorteil, der nicht nur vordergründig im Preis zu sehen ist, sondern auch und gerade im Leistungsangebot.

Die verfügbare Textverarbeitungssoftware deckt das ganze Spektrum von der Formatierung von Dokumenten bis zur programmierten Textverarbeitung und der Erstellung von personalisierten Ganzbriefen ab. Zwei Gruppen von Textverarbeitungssoftware lassen sich unterscheiden: Formatierungsprogramme, die Dateien verarbeiten, die mit Steuerkommandos für die Druckaufbereitung versehen sind (SCRIPT-80, AUTOTYPE, TSF, AUTOWRITER, LETTERIGHT) und interaktive Software, die Full-Screen-Editierung und eine sofortige Umsetzung der Layout-Befehle am Bildschirm einschließt (Magic Wand, WORDMASTER, WORD-STAR oder WORDSTAR/MAIL MERGE), soweit sie nicht - wie Hoch- oder Tiefstellungen, Unterstreichungen oder Mehrfachdruck - druckerspezifisch sind.

Hervorzuheben sind auch die Installationshilfen für die in diesem Rechnersegment vielfach verwendete Mischperipherie:

Installationsprozeduren sind interaktiv ausgebildet. Die speziell erforderlichen Hardware-Steuersignale lassen sich für alle gängigen Bildschirme in den Textverarbeitungsmodul einbinden. Das gilt insbesondere auch für hochauflösende Korrespondenzdrucker der Firmen Qume, NEC und Diablo. Auch hier führt also die für diesen Markt ebenso typische wie einmalige "Standardisierung" dazu, daß der Benutzer neben schlagkräftiger Software die notwendigen Hilfsmittel vorfindet, um seine besondere Konfiguration zu gestalten.