Neuer Geschäftsbereich SCM gegründet

Baan setzt verstärkt auf Services

03.05.2002
ROM (rg) - Während Baan auf seiner diesjährigen Anwenderkonferenz nur wenige Produktneuheiten bekannt gab, stand die strategische Ausrichtung im Vordergrund: Mit der Gründung zweier neuer Business-Units will der Softwarehersteller die Themen Services und Supply-Chain-Management verstärkt adressieren.

Die vielleicht wichtigste Ankündigung der unter dem Namen "Inforum" in Rom veranstalteten Baan-Anwenderkonferenz war die Ausrichtung des Softwareherstellers hin zum "Admired Service Provider". Dahinter steckt das Konzept, dem Kunden nicht nur ein Stück Software zu verkaufen, sondern vom Consulting und der Integration über das Mitarbeitertraining bis hin zur Wartung und dem Applikations-Management die ganze Bandbreite an notwendigen Services anzubieten. Laut Baan-CEO Laurens van der Tang kann das Unternehmen alles aus einer Hand bieten, wenn der Kunde das so wünsche: "Wir wollen die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus einer Kundenlösung übernehmen." Der Anbieter folgt damit einem allgemeinen Trend, der sich auch unter den Herstellern von Standardsoftware abzeichnet: Umsatzzuwächse lassen sich weniger durch das Lizenzgeschäft als vielmehr im Servicebereich erzielen. Die neue Strategie hat auch Auswirkungen auf das Partnergeschäft. Hier hat sich Baan entschlossen, künftig nur noch mit ausgesuchten Partnern zu kooperieren. Diese Zusammenarbeit soll allerdings möglichst intensiv gestaltet werden.

Insgesamt scheint der Anbieter nach der schweren Krise und der anschließenden Übernahme durch Invensys wieder erstarkt zu sein. "Baan ist sicher auf dem richtigen Weg, verfügt über vernünftige Produkte und ist in der Fertigungsbranche gut positioniert", fasst Frank Naujoks, Consultant IT Product Vendors bei der Meta Group, die Pluspunkte zusammen.

Baan auf dem richtigen WegProblematisch sei dagegen, dass sich viele Ankündigungen auf den Zeitraum von Sommer bis Herbst dieses Jahres bezogen hätten. Hierzu zählt beispielsweise eine Lösung für das Product-Lifecycle-Management (PLM). Auch Nils Niehörster, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Raad Consult aus Münster, sieht dies mit gemischten Gefühlen: "Bei Baans Ausrichtung auf das produzierende und herstellende Gewerbe ist eine PLM-Lösung als Erweiterung des Portfolios sinnvoll." Andererseits handle es sich dabei um ein unfertiges Produkt, außer dem Konzept habe er nichts gesehen. Gleiches gelte für die Ankündigung, künftig Branchenlösungen für die Prozessindustrie anbieten zu wollen.

Einen weiteren Schwerpunkt legte Baan auf den Bereich Supply-Chain-Management (SCM). Um dem vor allem in der produzierenden Industrie wichtigen Thema besser gerecht werden zu können, hat der Softwareanbieter dafür einen eigenen Geschäftsbereich gegründet. Außerdem präsentierte der Hersteller "I-Baan for SCM", das neben zahlreichen Funktionen für die Optimierung von Lieferketten auch Analyse-Tools für die Erstellung von Berichten enthält. Die Lösung setzt sich aus mehreren bereits bekannten Komponenten sowie Neuentwicklungen wie dem "Collaboration Dispatcher" zusammen.

Darüber hinaus hat der Anbieter einen SAP-Konnektor auf Basis seiner "I-Baan-Openworld"-Integrationsplattform vorgestellt. Das Unternehmen trägt damit nicht nur der Tatsache Rechnung, dass viele Kunden parallel zu den eigenen Produkten SAP-Lösungen einsetzen. Niehörster zufolge hat Baan erkannt, dass SAP bei einigen Applikationen einen Reifegrad erreicht habe, der sich nur schwer aufholen lasse. Außerdem funktioniere der Konnektor in beide Richtungen und sei daher für Baan nicht ganz ungefährlich.

Baan müsse verstärkt daran arbeiten, mit seinem Know-how in der Fertigungsindustrie als Alleinstellungsmerkmal in das Bewusstsein der Kunden zu dringen, so Naujoks. Nur wenn dies gelinge, werde der Softwarehersteller wieder zu den Anbietern zählen, die bei entsprechenden Projekten automatisch auf die Auswahlliste kämen.