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Baan droht der Abstieg in die zweite Börsenliga

18.02.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Amsterdamer Börse (AEX = Amsterdam Exchanges) droht dem angeschlagenen Softwarekonzern Baan mit einer Degradierung vom derzeitigen Blue-Chip-Index auf eine besondere Überwachungsliste, wenn der Konzern es nicht schaffen sollte, seine finanzielle Schieflage zu revidieren. Der niederländische ERP-Anbieter (Enterprise-Resource-Planning), der seit sechs Quartalen in Folge hohe Verluste melden muss, hat nach Angaben der Börse noch 30 Tage Zeit, seine Verbindlichkeiten zu begleichen.

Inzwischen versucht Baan, weiteres Kapital durch den Verkauf seiner Finanzsoftwaresparte Coda aufzubringen. Diese geht für zirka 50 Millionen Dollar an den britischen Systemintegrator Science Systems (CW Infonet berichtete), der Baans Einschätzung zufolge zirka 30 Millionen Dollar Nettogewinn einspielen wird. Nach Angaben des Unternehmens soll die Investmentfirma Frères & Co. bei der Gewinnung von Investoren und Partnerschaften helfen.

Dem Brancheninformationsdienst "Computerwire" zufolge will Baan das Forschungs- und Entwicklungsbudget für seine CRM-Software (Customer-Relationship-Management) um bis zum 40 Prozent aufstocken. Marketing-Chefin Katrina Roche erklärte, das Unternehmen plane außerdem eine aggressive Marketing-Kampagne für seine Front-office-Anwendungen. Sie erklärte weiter, Baan suche nicht nach einem Käufer und wolle weiterhin selbständig bleiben. Allerdings bemühe man sich derzeit um Investoren. Innerhalb der nächsten 30 Tage will Baan laut Roche erste Ergebnisse der Investionsbemühungen bekannt geben.

Die Börse reagierte äußerst negativ auf diese Nachrichten: Die Aktie fiel gestern an der Nasdaq um 9,91 Prozent und notierte bei 6,15 Dollar. An der Amsterdamer Börse fiel der Anteilschein um rund 16 Prozent und schloss bei sechs Euro.