DV-Experten bleiben auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland weiterhin eine gefragte Spezies:

BA Nürnberg: Mehr Manager suchen neuen Job

18.10.1985

NÜRNBERG (lo) - Die Chefs proben Jobhopping. Rund 140 000 Fach- und Führungskräfte bewarben sich in der Bundesrepublik zur Jahresmitte um eine neue Position. DV-Fachleute haben - nach wie vor die besten Chancen. Hohe Arbeitsmoral ist dabei den meisten Unternehmenslenkern eigen: "Leben, um zu arbeiten" lautet die Devise vieler Manager in der Chefetage.

Nach Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg befanden sich im Juni dieses Jahres 3700 oder drei Prozent mehr Führungskräfte auf dem Weg zu einer neuen Stellung als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Als "Bewerber" gelten dabei für die BA einerseits arbeitslose, aber auch beschäftige Kräfte. Dieser Trend spiegelt nach Ansicht der Bundesanstalt die vorhandene Bereitschaft zur Mobilität der Führungskräfte wieder. Bei Geschäftsführern/Bereichsleitern gab es 3032 Bewerber, 449 offene Stellen und 183 Vermittlungen.

Besonders glatt "läuft der Markt" für den DV-Sektor, weiß etwa der Fachvermittlungsdienst (FVD) der BA in Frankfurt. "Gute Chancen" für neue Jobs besitzen DV-Fachkräfte, wenn sie technisches Hintergrundwissen mitbringen, wie etwa Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge. Hier melden DV-Hersteller und Softwarehäuser einen weiterhin wachsen en Bedarf an.

CAD/CAM als expandierendes Feld stelle dabei einen Schwerpunkt für Ingenieure sowie Vertriebsleute dar, denn auch mittlere Unternehmen stiegen verstärkt in den CA-Sektor ein. Die informationsverarbeitende Branche sucht neben Ingenieuren ebenfalls Informatiker, Naturwissenschaftler und Kaufleute mit DV-Kenntnissen.

Bei Informatikern, so der Nürnberger Bericht, waren zum Ende Juni 191 Bewerber, 540 offene Stellen und 98 Vermittlungen zu zählen. An DV-Vertriebsfachleuten bewarben sich 29 Kräfte, frei waren 10 Plätze bei 10 Vermittlungen. Sich verändern wollten weiter 14 Systemprogrammierer, sie sahen sich 65 Vakanzen gegenüber, neun von ihnen lieben sich vermitteln. Anwendungsprogrammierer stellten 104 Bewerber, an zu besetzenden Arbeitsplätzen waren 336 vorhanden, 48 von den Programmierern nutzten die Chance zur Vermittlung.

Hier könnte die im Kommen begriffene technische DV der kommerziellen DV im Markt und in den Statistiken demnächst die vorderen Plätze streitig machen.

1985 zählten die Fachvermittlungen der Nürnberger Anstalt insgesamt 17 300 offene Stellen für Führungskräfte. Dieser Wert liegt um 3900 - also etwa 30 Prozent - höher als ein Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr 1985 konnte die BA insgesamt 11 000 hochqualifizierte Mitarbeiter vermitteln.

Ein allgemein proklamierter "Wertewandel" einer "Freizeitgesellschaft" scheint bisher von den Führungskräften noch nicht nachvollzogen worden zu sein. Für die Mehrheit der Beschäftigten in den Chefetagen - vom Aufsichtsrat über den Geschäftsführer bis zu dem Leitenden Angestellten - gilt der Beruf nämlich als Selbstzweck. Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung (GfK) in Nürnberg finden 70 Prozent von über 600 repräsentativ ausgewählten Befragten im beruflichen Erfolg immer noch die Triebfeder des menschlichen Handelns. Lediglich eine kleine Minderheit - zwei vom Hundert - sieht den Beruf als Mittel zum Zweck.

Trotz des beruflichen Engagements sind, so die Marktforscher, die Führungskräfte mit ihrem Schicksal nicht unzufrieden. Bei der Alternative zwischen "Mehr Freizeit" oder "Mehr Geld" entscheide sich nur jeder zehnte von ihnen für, die Freizeit. Immerhin liegt ihr jährliches Einkommen über 1 00 000 Mark. Für die Analysten der Nürnberger Gesellschaft ist dies um so erstaunlicher, als diese Gruppe bereits in der Woche im Schnitt 55 Stunden arbeite. So beabsichtigen über die Hälfte, in den kommenden -fünf Jahren ihr Leben wie bisher fortzufahren. Lediglich sechs Prozent denken an einen Wandel in ihrem Leben. Besonders jüngere Unternehmensfunktionäre bis 49 Jahre planen für die Zeit bis 1990 eine Verbesserung ihrer materiellen Versorgung sowie den Ausbau ihrer Karriere.