Ausblick: Open Source oder doch lieber .NET?

B-to-B startet durch

05.01.2001
Während Microsoft 2001 seine .NET-Strategie noch mit Leben füllen muss, hat die Open-Source-Fraktion den Beweis zu erbringen, dass sie tragfähige Alternativen zu kommerzieller Software bietet. Motor der Branche wird der Business-to-Business-Sektor sein. Einen Blick in die Zukunft riskieren CW-Redakteure der Ressorts Internet, Software, Hardware, Communications sowie Job & Karriere.

2000 war das Jahr der Online-Marktplätze. Fast alle Branchen planen Internet-Plattformen, um den Einkauf von Waren und Dienstleistungen preiswerter und schneller zu gestalten. Allerdings wird es bei vielen der Mega-Sites, beispielsweise der Automobilindustrie, noch lange dauern, bis die Bemühungen Früchte tragen. Zudem klappt die Digitalisierung des elektronischen Bestellwesens nur, wenn es gelingt, Lieferanten und Kooperationspartner mit ins Boot zu holen. Obwohl die meisten Unternehmen künftig Business-to-Business-Geschäfte via Web abwickeln wollen, werden viele 2001 lediglich Pilotprojekte starten. Nur wenige dürften lauffähige E-Procurement-Installationen vorweisen können.

Weitere Online-Shops werden 2001 dichtmachen, da ihnen Geldgeber den Hahn zudrehen. Der Druck seitens traditioneller Unternehmen wird größer, da nun auch die Spätberufenen ihr Endkundengeschäft auf das Internet ausweiten.

Die Anbieter umgarnen ihre Kunden jedoch nicht mehr nur am PC, sondern bieten ihnen zusätzliche Dienstleistungen über Mobilfunknetze. Ob die WAP-Euphorie nun nachlässt oder nicht: Unternehmen werden in jedem Fall ihre mobilen Internet-Dienste ausbauen, zumal mit General Packet Radio Service (GPRS) mehr Bandbreite als bisher zur Verfügung steht.

Der mobile Nutzer lässt sich, dank der Identifizierung über das Handy, vortrefflich mit persönlich zugeschnittenen Inhalten versorgen. Deshalb spielt die Personalisierung als Teil des Customer-Relationship-Managements, sei es am mobilen Endgerät oder am Web-Browser, eine zentrale Rolle. Doch dieses Thema wird auch 2001 für viel Gesprächsstoff sorgen, wirft es doch grundlegende Fragen zum Datenschutz auf. Viele in den USA gängige Verfahren zum Sammeln von Kundendaten lassen sich wegen der deutschen beziehungsweise europäischen Gesetzgebung hierzulande nicht übernehmen.

Eine Voraussetzung für die individuelle Kundenansprache, egal ob im B-to-B- oder B-to-C-Sektor, sind Web-Content-Management-Systeme in Verbindung mit E-Commerce-Software. Hersteller solcher Programme dürfen auch dieses Jahr mit kräftigen Umsatzsteigerungen rechnen. Dabei werden diese Produkte mit Shop-Software zu komplexen E-Commerce-Anwendungen verwoben, wobei Applikations-Server - mittlerweile Commodity-Produkte - Daten aus Backend-Systemen einbinden.

Überhaupt werden Inhalte eine zentrale Rolle spielen. Wer aus der Masse der Websites hervorstechen will, braucht attraktiven Content, und zwar aus externen Quellen. Lieferanten sind Verlage und Medienhäuser, die ihre Ware entweder direkt oder über Content-Broker vermarkten, um so zusätzlich zur Bannerwerbung über die eigene Site Online-Umsätze zu erzielen.

Neben Texten und Bildern werden zunehmend Streaming-Media-Formate für Musik- und Videoübertragungen gefragt sein. Bei Letzterem stehen sich vor allem die Softwarehersteller Real Networks und Microsoft als Wettbewerber gegenüber. Bisher liegen die Redmonder hinten, doch das Rennen ist noch lange nicht gelaufen.

Damit die Bilder im Web wirklich laufen lernen, bedarf es entsprechender Netztechnik. Deshalb werden Content-Distribution-Systeme von Akamai, Digital Island und anderen auch in Europa immer mehr Anklang finden. Sie bringen Inhalte von Websites über Routing- und Caching-Mechanismen auf dem kürzesten Weg zum Konsumenten und vermeiden so lange Lade- beziehungsweise Übertragungszeiten.