Oracle öffnet sich

AWS-Kunden können nun MySQL HeatWave nutzen

14.09.2022
Von Redaktion Computerwoche
Oracle bietet MySQL Heatwave nun auch Kunden von Amazon Web Services (AWS) an. Der Service unterstützt OLTP, Realtime-Analytics und Machine Learning gleichermaßen.
Mit dem Angebot von MySQL HeatWave zunächst auf AWS- und später auch auf Microsoft-Azure-Infrastruktur springt Oracle-Gründer Larry Ellison über seinen Schatten.
Mit dem Angebot von MySQL HeatWave zunächst auf AWS- und später auch auf Microsoft-Azure-Infrastruktur springt Oracle-Gründer Larry Ellison über seinen Schatten.
Foto: Oracle

MySQL HeatWave sei der einzige Dienst, der Online-Transaktionsverarbeitung (OLTP), Analytics, maschinelles Lernen (ML) und auf ML-basierte Automatisierung in einer MySQL-Datenbank kombiniere, brüstet sich Oracle in einer Pressemitteilung. AWS-Benutzer könnten entsprechende Workloads nun in einem Dienst ausführen, ohne dass eine zeitaufwändige ETL-Duplizierung (ETL = Extract, Transform, Load) mit separaten Datenbanken wie Amazon Aurora für die Transaktionsverarbeitung, Amazon Redshift oder Snowflake on AWS für Analysen sowie Amazon SageMaker für ML erforderlich sei.

MySQL HeatWave ist ebenfalls in der hauseigenen Oracle Cloud Infrastructure (OCI) verfügbar und wird in naher Zukunft auch für Microsofts Azure Cloud freigegeben. Eine kostenlose Testversion steht auf der Website von Oracle bereit. "Wir wollten AWS-Kunden die Möglichkeit geben, von den MySQL-Heatwave-Innovationen zu profitieren, ohne dass sie ihre Daten von der AWS-Plattform nehmen und die Entwickler an eine neue Plattform gewöhnen müssen", lässt sich Edward Screven, Chief Corporate Architect von Oracle, zitieren. Die Kunden könnten eine zentrale Plattform mit einer konsolidierten Datenbank verwenden, die Transformationsverarbeitung und Analytics gleichermaßen beherrsche.

MySQL Heatwave für AWS optimiert

Laut Oracle wurde MySQL HeatWave auf AWS gezielt für die Amazon-Cloud optimiert. Die Architektur biete gegenüber konkurrierenden Angeboten deutlich mehr Leistung zu geringeren Kosten. Oracle versucht das mit Benchmark-Daten nach 4TB-TPC-H zu belegen. Demnach liefert MySQL HeatWave on AWS ein Preis-Leistung-Verhältnis, das sieben Mal besser als Amazons Data-Warehouse-Lösung Redshift, zehn Mal besser als Snowflake, zwölf mal besser als Google BigQuery und vier Mal besser als Azure Synapse sei. Zudem sei die MySQL-Variante bei ML-Workloads 25 Mal so schnell wie Redshift ML. Bei einer TPC-C-Arbeitslast von 10 GB biete MySQL HeatWave im Vergleich zu Amazon Aurora bei hoher Gleichzeitigkeit einen bis zu zehnfach höheren Durchsatz. Die entsprechenden Benchmark-Skripte lägen offen und könnten auf GitHub gefunden und von Kunden nachgebaut werden.

Oracle wirbt außerdem mit der "nativen AWS-Erfahrung": MySQL HeatWave auf AWS biete nicht nur eine umfangreiche Konsole für Abfragen und Systemsteuerung, sondern sorge auch für geringe Latenzen bei Anwendungen. Benutzer könnten die Abfrageleistung und die Auslastung der bereitgestellten Ressourcen überwachen. Außerdem biete Oracle Sicherheitsfunktionen wie serverseitige Datenmaskierung und -entschlüsselung, asymmetrische Datenverschlüsselung und eine Datenbank-Firewall.

Weitreichende Automatisierungsfunktionen

Das Unternehmen kündigte auch Erweiterungen von MySQL-Autopilot an, dem Tool, das eine auf ML basierende Automatisierung verschiedener Aspekte des Anwendungslebenszyklus bietet - einschließlich Bereitstellung, Datenverwaltung, Abfrageausführung und Fehlerbehandlung. So ermögliche "Auto Thread Pooling" für OLTP-Workloads einen stärkeren Durchsatz und ein besseres Management der zu verarbeitenden Transaktionen. "Auto Shape Prediction" helfe, das jeweils beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Transaktionen zu nutzen.

Laut Oracle bietet HeatWave ML zudem datenbankinterne Funktionen für maschinelles Lernen, einschließlich Training, Inferenz und Erklärungen. Kunden könnten ML sicher auf Echtzeitdaten anwenden, ohne die Komplexität, die Latenzen und die Kosten von ETL erdulden zu müssen. HeatWave ML automatisiert den ML-Lebenszyklus und speichert trainierte Modelle in der MySQL-Datenbank, so dass sie nicht in ein separates ML-Tool oder einen Service ausgelagert werden müssen. Die Lösung ist für MySQL-HeatWave-Kunden ohne zusätzliche Kosten verfügbar.

Oracle meldet solide Geschäftszahlen in schwierigen Zeiten

Oracle veröffentlichte zudem die Geschäftsergebnisse für sein im August abgeschlossenes erstes Finanzquartal 2023. Dank der 28 Milliarden Dollar teuren Übernahme des auf den Gesundheitssektor spezialisierten Softwarehauses Cerner gelang dem Konzern ein Umsatzplus von 18 Prozent auf 11,45 Milliarden Dollar. Damit lag Oracle exakt im Bereich dessen, was die Analysten an der Wallstreet erwartet hatten.

Safra Catz, CEO von Oracle, kann eine ordentliche Geschäftsentwicklung und die planmäßige Integration des übernommenen Softwarehauses Cerner melden. Im Bild ist außerdem Mark Hurd, der 2019 verstorbene Manager, mit dem Catz eine Doppelspitze bei Oracle gebildet hatte.
Safra Catz, CEO von Oracle, kann eine ordentliche Geschäftsentwicklung und die planmäßige Integration des übernommenen Softwarehauses Cerner melden. Im Bild ist außerdem Mark Hurd, der 2019 verstorbene Manager, mit dem Catz eine Doppelspitze bei Oracle gebildet hatte.

Der Nettogewinn von 1.03 Dollar pro Aktie verfehlte indes die durchschnittlichen Analystenerwartungen knapp (1.07 Dollar je Anteil). Nach 2,46 Milliarden Dollar in der vergleichbaren Vorjahresperiode erwirtschaftete Oracle nun einen Nettoertrag von 1,55 Milliarden Dollar. CEO Safra Catz verkündete stolz, dass der Umsatz mit Cloud-Infrastruktur um 52 Prozent gewachsen sei und Oracle nun bereits 30 Prozent seiner Erlöse mit Cloud-basierten Anwendungen und Infrastruktur erwirtschafte.

Unternehmensgründer Larry Ellison ließ es sich nicht nehmen, seine Kampfansagen an den erklärten Erzrivalen AWS zu erneuern: "Ich habe selbst mit einigen Vertretern großer Unternehmen gesprochen, die bei AWS sind. Die Rechnungen, die sie dort zahlen müssen, werden immer länger. Sie könnten viel Geld sparen, wenn sie zur Oracle Cloud Infrastructure wechseln würden. Ich erwarte, dass wir schon im nächsten Quartal einige wichtige Accounts nennen können, die von Amazon zu OCI wechseln." (hv)