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Avaya: "Microsoft hat uns zuerst gefragt"

28.02.2007
Vor seiner Unified-Communications-Allianz mit Nortel habe sich Microsoft an Avaya gewandt, behauptet der Telefonieausrüster für Unternehmen, sich dabei aber einen Korb geholt.

Avaya hatte nämlich keine Lust, seine Anruf-Kontrolltechnik an den Betriebssystemriesen zu lizenzieren. "Sie sind an uns herangetreten und haben uns den Deal angeboten, wir haben abgelehnt, und jetzt versuchen sie es wieder", behauptet Karyn Mashima, Senior Vice President of Strategy and Technology bei dem Hersteller aus Basking Ridge, New Jersey, gegenüber dem Branchendienst "Computerwire".

Eine Partnerschaft mit Microsoft hätte Avaya dazu gezwungen, seine "Kronjuwelen" an Microsoft zu lizenzieren, so Mashima weiter; wozu Nortel "mit seinen Problemen im Enterprise-Markt" eben bereit gewesen sei: "Ich schätze, Nortel hat gedacht, dass sie das dreingeben können."

Dass Microsoft sich jetzt erneut an Avaya wende, liegt aus Sicht von Mashima daran, dass "sie einsehen, dass die Allianz mit Nortel nicht ausreicht, um Platzhirsche wie uns oder Cisco zu bezwingen. Für Nortels installierte Basis reicht das aus, aber viele Kunden fragen Microsoft nach der Beziehung zu uns."

Die Anrufkontrolle werde man dem Redmonder Softwarekonzern bestenfalls für "einen sehr hohen Preis" überlassen, sagt die Avaya-Frau. Ihre Firma integriere ihre Produkte aber weiterhin mit Microsofts Desktop-Umgebung, Messaging, Conferencing, .NET und Active Directory, so wie sie das auch mit der IBM mache.

Die kürzliche SaaS-Partnerschaft (Software-as-a-Service) mit Google für dessen Web-basierende Produktivitätsprogramme ("Google Apps for Your Domain") sollte aber keineswegs als Riposte auf Microsoft/Nortel missverstanden werden. "Das ist ein anderes Spiel", so Mashima. "Dort geht es um Social Networking und kleine und mittlere Unternehmen."

Was Microsofts Ambitionen in der Unternehmenswelt mit der Nortel-Partnerschaft angeht, watscht Mashima diese mit einem "Microsoft hat bei Voice keine Glaubwürdigkeit" ab. Selbst nach Abschluss der Entwicklung mit den Kanadiern, die Teil der auf vier Jahre angelegten "Innovative Communications Alliance" sei, würden Unternehmen "auch in vier Jahren nicht das vom Office Communications Server bekommen, was sie brauchen".

Ein weiteres Prolem der ICA sei die Tatsache, dass Nortel in der Vergangenheit die Unternehmenskunden indirekt bedient habe und deswegen nicht die von Microsoft benötigten Services in den Bereichen Design, Installation und Wartung von Unified-Communications-Infrastruktur bei gemeinsamen Kunden liefern könne. Mashima kündigte an, Avaya werde deutlich mehr Ressourcen in Service und die Weiterentwicklung seiner Unified-Communications stecken, um alles kontern zu können, mit dem Microsoft und Nortel herauskommen könnten.

Ein Großteil der Avaya-Offerten in diesem Bereich werde natürlich auf der Microsoft-Plattform aufsetzen, auch wenn man gleichwertig mit der IBM kooperiere. Microsoft muss natürlich daran interessiert sein, seine Beziehungen zu allen IP-PBX-Anbietern (Internet-Protocol-Telefonanlagen) aufrechtzuerhalten, um PSTN-Break-in und -out (Schnittstellen zum öffentlichen Telefonnetz, Public Switched Telephony Network) für den OCS zu garantieren.

Zumindest in einem Bereich aber habe Avaya kein Interesse, vergleichbare Lösungen wie die ICA anzubieten - bei deren Unified-Communications-Gerät für Filialniederlassungen. Microsoft und Nortel hatten dies früher in diesem Jahr in ihrem Fortschrittsbericht zu ihre Zusammenarbeit angekündigt. (tc)