"Intelligentes" Ein- und Ausschalten von CPU und Peripherie zahlt sich aus:

Automatisieren nach dem rollierenden Kalender

26.08.1988

*Hilmar Schulze ist Leiter des RZ der Württembergischen Feuerversicherung AG.

Entlastung des Bedienungspersonals von Routinearbeiten einerseits und trotz bedienerlosen Betriebs effiziente Nachtschichten andererseits sind die klassischen Argumente für Automatisierungs-Tools in Rechenzentren. Am Belspiel der Württembergischen Feuerversicherung AG in Stuttgart zeigt Hilmar Schulze* den Einsatz einer "zentralen intelligenten Schaltstation" (ZIS).

Die Württembergische Feuerversicherung AG in Stuttgart zählt zu den größten Versicherungsunternehmen der Bundesrepublik. Ein paar Zahlen verdeutlichen das. Beitragseinnahmen 1987: 1,286 Mrd. Mark, 2 Mio. Kunden, 64 Außenstellen, 2355 Mitarbeiter im Innendienst und weitere 16 210 Mitarbeiter im Außendienst.

Die Württembergische betreibt ein Rechenzentrum mit einer IBM 3090-30E, umfangreicher Peripherie und einem Datennetz mit zirka 1400 Terminals. In den letzten beiden Jahren wurden Schritte in Richtung Automatisierung unternommen.

Diese Schritte waren im einzelnen:

- Einführung eines "Output Management Systems"

- Implementierung eines Job-Planungs- und Steuerungssystems

- Aufbereiten der Jobs für bedienerlosen Betrieb (Nutzung von Platten statt Bändern)

- Einsatz von Magnetbandkassetten-Einheiten mit Selbstladeeinrichtungen

- Ausrüstung der AV-Bereitschaft mit einem tragbaren PC zum "Remote Operating"

- Systemüberwachung mit lokalem Personal Computer

Am Wochenende wurde seither der Rechnerkomplex am Samstagmorgen manuell abgeschaltet und am Sonntagabend wieder eingeschaltet und initialisiert. In beiden Fällen mußte ein Operator ins Rechenzentrum kommen.

Die Abschaltung am Wochenende (und an Feiertagen) erfolgt hauptsächlich wegen der damit zu erzielenden Energieeinsparungen.

Wir haben nun kürzlich den Schritt unternommen, die Abschaltung der Systeme am Wochenende und an Feiertagen, sowie die Wiedereinschaltung vor Schichtbeginn zu automatisieren.

Durch Einsatz einer intelligenten Schaltstation wurden realisiert:

Automatisches und kontrolliertes Abschalten der CPUs und der Peripherie.

Automatisches Einschalten

- der CPUs

- der-Peripherie

- der Consolbildschirme

Laden der Betriebssysteme (IPL) mit Eingabe von Datum und Zeit

Kontrolle der Betriebszustände von Peripherie und CPUs

Alarmierung der Bereitschaft bei Auftreten von Fehlern

Überwachung und Protokollierung aller Aktionen und Funktionen.

Alle diese Funktionen sind in einem integrierten System, dem "ZIS", verwirklicht. Es wurde von der Firma Peter Scheufler in Stuttgart entwickelt und installiert.

Die intelligente Zentrale des ZIS ist ein IBM PC, der alle Vorgänge steuert, überwacht und protokolliert. Die Ausführung der vom PC veranlaßten Funktionen besorgt eine Reihe von Interfaces in einem angeschlossenen Elektronikschrank.

Folgende Verbesserungen wurden erzielt:

früheres Ausschalten der Systeme direkt nach Ende des letzten Jobs

späteres Einschalten der Systeme vor Schichtbeginn, da im Fehlerfall alarmiert wird

Einsparung von Überstunden von Operatoren

Erhöhung der Sicherheit durch automatisierte Vorgänge.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung für ein solches System basiert auf folgenden Annahmen:

- Totalabschaltung des Rechners an 25 Wochenenden mit 48 h,

- Totalabschaltung des Rechners an 25 Wochenenden mit 30 h.

Die Abschaltungen ergeben eine solche Einsparung an Energiekosten, daß sich die Anschaffungskosten des Systems innerhalb von neun Monaten amortisieren. Zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel Teilabschaltung bieten weitere Einsparungsmöglichkeiten.

Das ZIS-System wurde an einem Samstag installiert und problemlos in Betrieb genommen.

Das ganze System oder bestimmte Peripheriegeräte können innerhalb einer bestimmten Zeitspanne vom ZIS automatisch abgeschaltet werden. Sicherheit wird dabei groß geschrieben, um ungewolltes Abschalten auszuschließen:

- alle Abschaltvorgänge werden nur dann ausgeführt, wenn dies vom

Host durch entsprechende Konsol-Meldungen freigegeben wird;

- im Kalender des ZIS muß der Tag als Ausschalt- beziehungsweise Teilausschalttag definiert sein;

- alle Abschaltvorgänge können nur in einer im ZIS vorgegebenen Zeitspanne erfolgen.

Das Einschalten des RZ erfolgt abhängig von Datum und Uhrzeit. Die Einschaltzeiten lassen sich für Werktage, Samstage und Sonn-/Feiertage getrennt bestimmen. Zur Einschaltzeit werden die CPUs über eine spezielle Fernsteuerung eingeschaltet.

Das Einschalten der Units erfolgt vom ZIS aus über die EPO-Leitungen (EPO = Emergency Power-Off). Die Abkopplung der EPOs von der CPU bietet viele Vorteile:

- großer Zeitgewinn beim Einschalten, da die Units vom ZIS parallel hochgefahren werden,

- bei Einschaltschwierigkeiten einer Unit wird die restliche Peripherie trotzdem ohne Zeitverzögerung eingeschaltet,

- bei Einschaltschwierigkeiten einer Unit erfolgt ein erneuter Einschaltversuch und eine Fehlermeldung mit Bezeichnung und Standort der betreffenden Unit,

- im bedienerlosen Betrieb des RZ können einzelne Units, die nachts nicht benötigt werden, automatisch in dieser Zeit abgeschaltet werden.

- Geräte und Systeme ohne EPO-Anschluß (Konsolen) werden durch Einsatz einer durch EPO fernsteuerbaren Netzversorgung (EPOGON) ebenfalls durch das ZIS automatisch ein- und ausgeschaltet.

Nach Abschluß der Einschaltvorgänge werden automatisch die Betriebssysteme geladen. Die für das IPL notwendigen Eingaben an den jeweiligen Consolen werden durch 3270-Emulationen vom PC erledigt.

Während der Schicht stellt das ZIS eine effektive Informationsquelle über den Zustand des RZ-Bereiches dar und erleichtert im Störfall die Lokalisierung der Fehlerquelle.