Autoindustrie bietet interessante Jobchancen

22.10.2002
Von Helga Ballauf

Die Trendanalyse "Automobiler eWahn" des Beratungsunternehmens Cell Consulting ergab Anfang dieses Jahres Folgendes: Der Schwerpunkt der derzeitigen E-Business-Aktivitäten von Zulieferern und Autoherstellern liegt auf der Beschaffungsseite. Unter den automobilrelevanten E-Marktplätzen konnte sich keiner bislang durchsetzen, weil keine Handelsplattform allen Anforderungen gerecht wird und die Firmen nach wie vor Sicherheitsbedenken haben. Dazu passt, dass Covisint, der bekannteste Auto-Marktplatz, den Daimler-Chrysler, General Motors, Ford, Nissan und Peugeot/Renault betreiben, in diesem Jahr vor allem mit Spar- und Restrukturierungsmeldungen auf sich aufmerksam machte. Dennoch sagen Branchenexperten voraus, dass sich künftig niemand im Autogeschäft der elektronischen langen Leine wird entziehen können - von der Teile-Projektierung beim zuliefernden Ingenieurbüro bis zur Rechnungsstellung an den Endkunden im Großkonzern.

Ein weites Feld für qualifizierte Fachleute.

Die Unternehmen der Autoindustrie tun sich mittlerweile wieder leichter, fähige Computerspezialisten, technische Informatiker und Elektrotechniker zu finden. "Viele Hochschulabsolventen haben gemerkt, dass ein großes und internationales Unternehmen mehr Sicherheit bieten kann als ein Unternehmen der New Economy", fasst Bosch-Pressesprecherin Claudia Arnold die Erfahrungen in den Personalbüros von Zulieferern und Autoherstellern zusammen. Bei der Robert Bosch GmbH und beim Ingenieurdienstleister Bertrandt AG stehen jene Berufsgruppen hoch im Kurs, die etwas von Automobilelektronik verstehen.

Bertrand bietet außerdem solchen Young Professionals gute Einstiegschancen, die Kenntnisse in Datenbankentwicklung, virtueller Produktentwicklung und Systemadministration mitbringen. Unbekannte Probleme lösen Fundiertes Spezialistenwissen steht ganz oben auf der Anforderungsliste der Autobauer. Wer sich für das Projekt-Management interessiert, muss über betriebswirtschaftliches Know-how verfügen. Bosch-Sprecherin Arnold bringt eine zentrale Herausforderung auf den Punkt: "Ingenieure und andere Hochschulabsolventen müssen unbekannte Probleme lösen und nicht nur bekannte Routinen praktizieren können."

Interkulturelle Kompetenz, Prozessdenken, Projekt-Management - das sind Qualifikationsanforderungen, die IT-Spezialisten bei Daimler-Chrysler erfüllen müssen. Der Konzern sucht Generalisten und Spezialisten - das erhöht die Beschäftigungschancen für Quereinsteiger, wie Pressesprecherin Silke Walters berichtet. Der Autobauer kooperiert mit diversen Hochschulen sowie der Berufsakademie Stuttgart, Studiengang Wirtschaftsinformatik.

Bei Volkswagen in Wolfsburg steigt die Nachfrage nach qualifizierten Berufseinsteigern aus dem IT-Bereich laufend, erzählt Sabine Schönberg, Leiterin der Talentsuche und -bindung bei VW. Informatiker, Wirtschaftsinformatiker, Elektroniker und Elektrotechniker mit Schwerpunkt Softwarearchitektur sind besonders gefragt. VW gehört zu den Konzernen, die mit einem Spezialprogramm gute Praktikanten an sich binden und sich an virtuellen Jobmessen beteiligen. Nach Schönbergs Erfahrung haben Autobauer einen großen Vorteil bei der IT-Fachkräftesuche: "Wir stellen ein Produkt her, das positiv besetzt ist und in dem jeder seinen Arbeitsanteil wiederfindet - vom Netzwerkanalytiker bis zum Softwareentwickler."