Weniger Preis-Wirrwarr und besserer Support

Autodesk will Billiganbieter von Autocad vom Markt drängen

18.12.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Autodesk GmbH will die verwirrenden Preisunterschiede für das CAD-Programm "Autocad" beheben. Die Billigangebote im freien Mail-order-Vertrieb sollen durch eine rigide Vertriebsstruktur unterbunden werden.

Statt zum offiziellen Preis von 12 000 Mark ist Autocad bei einigen Vertriebsgesellschaften bis zu 60 Prozent billiger zu haben. Um nun zu einheitlichen Preisen zu kommen, zieht Autodesk für Autocad eine spezifische Vertriebsstruktur ein, welche die billigen Mail-order-Anbieter aus dem Geschäft drängen soll. Zur Begründung führt das Unternehmen an, daß eine optimale Qualität des Kunden-Supports durch definierte Ansprechpartner nötig sei.

Die neue europaweit einheitliche Vertriebsstruktur betrifft nur das Produkt Autocad, nicht aber kleinere Softwarepakete wie Autosketch. Denn nach Meinung von Autodesk benötigt das Programm Autocad aufgrund seiner Komplexität eine besondere Organisation von Vertrieb und Beratung. Schon vor zwei Jahren hat Autodesk begonnen, den Titel "Autorisierter Autodesk Distributor" (AAD) einzuführen. Ab dem 1. Februar 1993 wird der Kunde nur noch mit solchen Vertriebsleuten zu tun haben.

Die Distribution wird folgendermaßen organisiert: Autodesk vertreibt Autocad ausschließlich an große Distributoren wie Computer 2000 und schult deren Fachkräfte. Von diesen erhalten nur noch AADs die Produkte und ihrerseits den größten Teil ihrer Ausbildung. Diese Fachhändler - in Deutschland sind es rund 500 - vertreiben das Produkt an die Kunden.

Von den AADs verlangt Autodesk, den Kunden mit Beratung, Verkauf, Konfiguration und Installation, Service, Support und Schulung zur Seite zu stehen.

Eine Verletzung dieser Mindestanforderungen, zu der es beim Beratungs- und Supportfreien Mail-order-Verkauf käme, ziehe Abmahnung und Kündigung des Vertrages mit Autodesk nach sich.

Das hat zur Folge, daß sich die Preise für Autocad bald auf hohem Niveau stabilisieren dürften. Denn der Kunde bezahlt bei jedem Softwarepaket immer den Support mit - egal, ob er ihn braucht oder nicht. Das ist natürlich besonders für größere Anwender schmerzhaft, denn bei ihnen wird die Mehrzahl der Anwender im Hause von eigenen Leuten geschult. Autodesk verweist in diesem Zusammenhang allerdings auf erhebliche Rabatte für Multi-Lizenznehmer. Bereits bei Abnahme eines zweiten Programmpakets gewährt das Unternehmen 25 Prozent Nachlaß, Großanwender zahlen gar nur 50 Prozent des Originalpreises.