Erste Eindrücke von Autocad Map 1.0 für Windows

Autodesk drängt in den Markt für geografische Info-Systeme

31.05.1996

Bei dem neuen Autodesk-Produkt handelt es sich um ein Windows-konformes GIS-System auf Basis von "Autocad 13c4". Map 1.0 bietet Funktionen für die Datenerfassung und -verwaltung sowie zur Analyse und Präsentation von Geodaten. Zwar läßt sich bereits Autocad für kartografische Aufgaben heranziehen, doch erst mit Map wird eine weitergehende Anpassung und Datenanalyse möglich.

Map umfaßt GIS-typische Werkzeuge wie die blattschnittlose Datenverwaltung mit Extraktions- und Rückschreibefunktionen, die maßstabsgetreue Kartendarstellung, Erfassungs- und Bereinigungs-Features für Geodaten sowie eine Geodatenbank, deren räumliche Struktur auf einem Index mit quadrantenorientierter Rasterung beruht. Der Benutzer entscheidet, ob die attributiven Informationen in der internen Autocad-Datenbank oder in einer relationalen Datenbank beziehungsweise einem ODBC-kompatiblen Produkt abgelegt werden sollen.

Zum Datenaustausch werden neben den Autodesk-eigenen Standards DWG und DXF auch die Formate der Konkurrenz unterstützt: so etwa von Mapinfo, Esri, Intergraph und optional auch Sicad. Für den behördlichen Standard EDBS soll die deutsche Endversion einen Konverter enthalten. Das meist recht teure Kartenmaterial soll von Spezialisten wie Infas kommen. Autodesk will die Karten speziell für Map aufbereiten und aufgrund von Sonderverträgen mit den Lieferanten günstig anbieten.

Individuelle Informationsdichte

Bei der Datenerfassung unterstützt Map neben dem Digitalisiertablett auch den Import von Daten aller wichtigen Kartenprojektionen. Um eine übersichtlichere oder bei fehlerhafter Eingabe korrigierte Karte zu erhalten, läßt sich mit einem Cleanup-Werkzeug eine Datenbereinigung durchführen. In Map können zudem Filter definiert werden, um in Abhängigkeit vom Maßstab eine bestimmte Informationsdichte zu erreichen.

Mit Hilfe von Analysefunktionen wie SQL-Abfragen lassen sich auch thematische Karten erstellen, also Informationen mit topologischen Daten verknüpfen. Typische Werkzeuge für eine räumliche Abfrage sind Flächenverschneidung, Pufferzonenerstellung und Netzwerkanalysen. Ein wichtiger Vorteil ist zum Beispiel die Eingabe von Schwellenwerten etwa für die Bereiche Umwelt oder Gefahrenpotentiale. Mit den Geodaten können Bilder, Videosequenzen und Tonaufnahmen verbunden werden, um die Daten ansprechender und fotorealistisch zu präsentieren. Die Kartenausgabe erfolgt (optional mit einer Vierfarbseparation) über Drucker, Plotter sowie Filmbelichter.

Ein Multiuser-Einsatz ist durch verschiedene Transaktionsmechanismen gewährleistet. Dazu zählt eine Versionsverwaltung mit "Check-in/Check-out"-Kontrolle, so daß die Daten von mehreren Bearbeitern gleichzeitig erfaßt und fortgeführt werden können.

Die in Map integrierten APIs stehen Lösungsanbietern für Funktionserweiterungen zur Verfügung. Dabei lassen sich Werkzeuge wie C/C++, Lisp und Delphi verwenden.

Die für Map erforderlichen Systemressourcen entsprechen denen von Autocad - der Hauptspeicher sollte mindestens 32 MB bereitstellen. Die englische Version wird voraussichtlich im Juli auf den Markt kommen, die deutsche folgt dann zwei Wochen später. Der Preis liegt bei 12600 Mark inklusive Autocad 13 und EDBS-Translator. Ein Upgrade von Autocad 13 auf Map schlägt mit etwa 2500 Mark zu Buche.