Ausweis, Scheckkarte und Chiffriercode in einem: HP, Gemplus und Informix kooperieren bei Chipkarten

13.10.1995

MUENCHEN (IDG) - Hewlett-Packard (HP) will zusammen mit der franzoesischen Firma Gemplus und dem Datenbankhersteller Informix eine Art "Kreditkarte der dritten Art" produzieren, die wesentlich mehr Daten speichern kann als das heute uebliche Plastikgeld. Damit dem elektronischen Geld auch der Weg ueber das Internet offensteht, will HP einen Chiffriermechanismus in die Karte einbauen. Diese Verschluesselung muss allerdings noch von der amerikanischen Regierung genehmigt werden, die bisher mit Blick auf kriminelle Machenschaften einen unueberwindlichen Chiffriercode verboten hat.

Seit einem Jahr liegen die Plaene von HP bei den zustaendigen Stellen der amerikanischen Regierung. Das Unternehmen hat die Chiffriermaschine zweigeteilt - der eine Teil, die Verschluesselungsmaschine, ist ohne den zweiten, ein winziges Plastikkaertchen, wertlos. Dieses hat es in sich: Es enthaelt die Formel zur Verschluesselung von Daten.

Durch die Trennung von Verschluesselung und Algorithmus kann zumindest die Chiffrierhardware ohne weitere Pruefung durch das US- Aussenministerium weltweit vermarktet werden. Nur die Karten werden den Regierungsstellen vorgelegt, die dann die Ausfuhr in bestimmte Laender erlauben oder versagen koennen.

Sollte HP die Ausfuhrgenehmigung bekommen, stuende dem Plan des Triumvirats aus HP, Gemplus und Informix nichts mehr im Wege: Die drei Firmen wollen auf der Chiffrierkarte tausendmal mehr Information unterbringen als auf den heutigen Kreditkarten. Die neue waere dank ihrer eingebauten Verschluesselungstechnik die Basis fuer eine abhoersichere Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Mitarbeitern, die Sicherung fuer alle Geldgeschaefte ueber das Internet und das digitale Geld bei jedem Einkauf rund um den Globus. Anfangs will HP sich aber auf Europa, Kanada und die USA beschraenken.

HP malt jetzt schon an der schoenen, neuen Kreditkartenwelt, in der beispielsweise ein Reisender ein einziges Stueck Plastik bei jedem Flug vorlegt, um nach einigen tausend Flugkilometern automatisch in den Genuss von Bonusleistungen der Fluggesellschaft zu kommen. Denkbar waere auch, dass auf der Karte der Kontostand und alle Transaktionen gespeichert werden, so dass beim Einkauf die Bonitaetspruefung ohne grossen Aufwand moeglich ist. Dem glaesernen Buerger stuenden somit weltweit alle Tueren offen.