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Auslagerung von Call-Centern nach Indien bleibt riskant

15.06.2004

Trotz des weltweiten Offshoring-Booms ist das Auslagern von Call-Center-Aktivitäten nach Indien noch immer ein heikles Unterfangen. Dies zumindest war der Tenor einer Konferenz des britischen ITK-Branchenverbands Intellect, die vom indischen Gegenstück Nasscom gesponsert wurde. Wie der Branchendienst "Computerwire" berichtet, bezeichneten die Redner die Offshore-Bereiche Anwendungsentwicklung und Support unisono als stabile und reife Industriesegmente. Anders beim Thema Call-Center-Outsourcing, das als Bedrohung aber auch Chance für die britische Wirtschaft dargestellt wurde. Überraschend waren es ausschließlich indische Vertreter, die dabei vorsichtige Töne anschlugen. Sie mahnten, dass Großbritanniens Privatwirtschaft und Behörden in Sachen Call-Center-Outsourcing nichts überstürzen sollten. Im Gegensatz zu den USA planten britische Firmen Offshore-Outsourcing-Modelle noch nicht gut genug, warnte etwa ein Berater der südindischen Softwarefirma

PlanetAsia. Gerade dies sei jedoch in vergleichsweise neuen Bereichen wie der Auslagerung von Call-Centern oder ganzen Geschäftsprozessen Business Process Outsourcing = BPO) besonders wichtig: Wegen des aufkeimenden BPO-Marktes kämen derzeit auf einen Erfolg zwei Pleiten.

Eine Reihe von Kongressteilnehmern teilte diese Auffassung. Sie verwiesen auf Sprachbarrieren und mangelnde Erfahrung bei den Angestellten, die die geplanten Einsparungen mindern könnten. Hinzu komme eine hohe Abwanderungsquote der Belegschaft, da hochqualifizierte Mitarbeiter schnell das Interesse verlören und abgeworben würden. Auch wenn derzeit Offshore-Riesen wie Infosys, Tata Consultancy Services oder Wipro massiv in diesen Bereich drängten, hätten wegen solcher Probleme bereits eine Vielzahl von kleineren indischen IT-Dienstleistern das Interesse am Betrieb von Call-Centern verloren. (mb)