Auslagern a uf Deutsch

23.12.2004

Der deutsche Outsourcing-Markt entwickelt sich gut. Die Marktforscher rechnen für 2005 übereinstimmend mit Zuwachsraten im hohen einstelligen Prozentbereich, für die Jahre danach sogar mit steigender Tendenz. In dem Maße, wie das hiesige Geschäft reift, zeigen sich auch die deutschen Eigenheiten beim Auslagern: Große Deals gibt es kaum, und die wenigen Großaufträge haben wenig Sogwirkung in den jeweiligen Branchen entfaltet - zumindest nicht, was die Bereitschaft zum Komplett-Outsourcing betrifft.

Zum einen liegt das nicht zuletzt am fehlenden Vorbildcharakter deutscher Deals. Das Deutsche-Bank-Projekt mit der IBM verläuft holprig, Daimler-Chrysler und HP strichen schon vor dem Start der PC-Auslagerung die Segel, Thyssen-Krupp verkaufte Triaton unter finanziellem Druck an HP, die deutsche Bundeswehr verhandelt das Herkules-Projekt mit ihren potenziellen Partnern in Grund und Boden, und Karstadt-Quelle übergab seine IT in einer wirtschaftlich desolaten Lage an Atos Origin.

Zum andern lagern deutsche Anwender aufgrund der mittelständischen Entscheidungsstruktur auch in Großunternehmen sehr überlegt, selektiv und erfolgreich aus. Sie tun dies im internationalen Vergleich zwar seltener, doch daraus - wie von Anbieterseite häufig suggeriert - auf eine schwache Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu schließen, ist plumpes Marketing. Niemand kann doch ernsthaft annehmen, dass eine gut aufgestellte, effektive, effiziente, innovative und intern betriebene IT ein Hindernis für die Entwicklung des Kerngeschäfts ist. (jha)