Solinger Tageblatt: Die Mitarbeiter von Anfang an beteiligt:

Ausgelagerte Dialogverarbeitung im Verlag

18.05.1979

SOLINGEN (CW) - Typische Aufgaben, die bei einer Tageszeitung organisatorisch und technisch gelöst werden müssen, sind: Verarbeitung der Vertriebsdaten, Vertriebs- und Hauptbuchhaltung, Lohn und Gehalt, Redaktionshonorare sowie Anzeigenfakturierung und

-buchhaltung, Kostenrechnung und verkaufsunterstützende Statistiken. Die Vielschichtigkeit dieser Aufgabenstellung erfordert eine Dimension der EDV-Ausrüstung, die für ein mittelständisches Unternehmen nur selten wirtschaftlich sein dürfte. Deshalb wurde im Verlag bereits vor Jahren die sinnvolle Entscheidung getroffen, die Datenverarbeitung in ein leistungsfähiges Rechenzentrum auszulagern.

DPS (Data Prozess Service) in Wermelskirchen bot sich als Partner an. Tageszeitungen sind eine ,schnell verderbliche Ware", denn wen interessiert schon "die von gestern". Deshalb kam für das "Solinger Tageblatt" nur ein Rechenzentrum in Frage das auch in zeitlicher Hinsicht mithalten kann, das heißt seinen Sunden die Möglichkeit der Dialogverarbeitung bietet. Bei der DPS wurden nicht nur die erforderliche Rechnerkapazität und -zeit, sondern innerhalb eines Paketpreises auch die erforderlichen Geräte und Einrichtungen zur Datenfernverarbeitung angemietet.

Basierend auf den mit autonomen Datenerfassungsgeräten und Dialogterminals PTS-100 von Raytheon gewonnenen Erfahrungen, begann man 1978 beim "Solinger Tageblatt" mit den Vorbereitungen zur Einführung eines Distributed Processing Systems PTS/1200 von Raytheon.

"Wir suchten vor allem nach einem System", so der stellvertretende Vertriebsleiter Hans-Dieter Schütz, "das uns die Flexibilität bietet, die unser Geschäft erfordert. " Hauptkriterium war denn auch die Forderung, mit einem dezentralen System simultan Dialogverarbeitung, Offline-Datenerfassung und Stapelfernübertragung durchführen zu können. Das Gewicht dieser Anforderung wird offensichtlich, wenn man sich die Veränderungen der Leserdaten vor Augen führt. Im Normalfall werden sie in Solingen im Dialog mit dem Hauptrechner über ein Bildschirmterminal eingegeben und geprüft. In der Haupturlaubszeit, also von Ende Juni bis Anfang September, entstehen permanente Arbeitsspitzen beim Verlag, die zwei Bildschirmplätze für diese Aufgabe notwendig machen. Häufige tägliche Arbeitsspitzen müssen durch kurzfristige Verteilung der vorhandenen Terminals auf die jeweiligen Aufgaben aufgefangen werden. Beim Systementscheid war letztlich ebenso die Tatsache entscheidend, daß der Preis des PTS/1200 als Mehrfunktionssystem deutlich unter den Kosten mehrerer Einfunktionsgeräte zur Abwicklung der gleichen Arbeiten liegt.

Zur Einführung des Systems sagt Hans-Dieter Schütz: "Wir haben unsere Mitarbeiter von Anfang an über das Vorhaben unterrichtet und sie an der Realisierung beteiligt. Die gesamte Mannschaft kennt die Vorzüge des neuen Verfahrens von vornherein. Als das System kam, waren alle informiert und motiviert. Nur so konnten wir innerhalb von drei Monaten von Null zur Onlinelösung kommen." Hersteller und Rechenzentrum unterstützten den Verlag bei der Vorbereitung und Einführung. Die 60 Datenerfassungsformate wurden vom "Solinger Tageblatt" mit Hilfe des Formatgenerators selbst erstellt. Kleinere Implementierungsprobleme ergaben sich - wo könnte das anders sein - auch hier Doch konnte die anwendungsspezifisch erforderliche Änderung der Speicherbereiche in der Datenerfassungssoftware schnell durchgeführt werden. "Eine Hausaufgabe hat Rytheon noch", so Hans-Dieter Schütz, "bislang ist der Online-Druck von Druckdateien ohne vorherige Zwischenspeicherung noch nicht möglich. Raytheon hat uns eine erweiterte Software für Juni zugesagt."

An das PTS/1 200-System beim "Solinger Tageblatt'' sind 10 MB-Platten, 4 Bildschirme und ein Zeilendrucker mit 300 lpm angeschlossen. Die Datenübertragungsleitung zu DPS ist in zwei 2400 bps-Leitungen gesplittet, eine für den 3270-Dialog und eine für die 3780-Stapelfernübertragung. Der Dialog mit der Anlage in Wermelskirchen läuft während der täglichen Geschäftszeiten der Zeitung. Die Erfassungsdaten werden täglich en bloc zum Rechenzentrum übertragen und dort abends verarbeitet. Gegen 23.00 Uhr erfolgt die Rückübertragung der Verarbeitungsergebnisse nach Solingen, wo sie am nächsten Morgen ausgedruckt werden.

B. Boll,

Verlag des "Solinger Tageblattes", gehört der Gruppe der mittelgroßen Zeitungsverlage an Das "Solinger Tageblatt" hat eine Auflage von 33 000 Exemplaren, davon erreichen 29 250 Exemplare den Leser im Abonnement, die übrigen werden frei verkauft.