Business Intelligence

Aus dem Leben eines Administrators

18.07.2003

Als Gregor Samsa* eines Morgens aus unruhigen Träumen erwacht, findet er sich in seinem Bett zu einem Business-Intelligence-Experten verwandelt. Der Tag verspricht spannend für Samsa zu werden: um 15.30 Uhr ist die Ergebnisbesprechung für das BI-Projekt angesetzt. Das neue Planungs- und Controlling-System wird live präsentiert. Der Bereichsleiter Uwe Reinelt, ein erstklassiger Verkäufer, der aber von DV nichts hält ("Ich will Zahlen, keine Farben!"), hat sich ungewöhnlicherweise angekündigt. Die Bemerkung der Vorstandssekretärin, dass Professor Dr. Vogt auch noch vorbeischauen will, beunruhigt Samsa hingegen nicht, hat doch Vogt das ganze Unterfangen von Anfang an gefördert. Und war es nicht er, der Samsa sein gesamtes Kennzahlenwunderwerk aus seinen Excel-Tabellen nahe gebracht hatte?

14.00 Uhr. Die Powerpoint-Folien sind fertig und die Präsentationsmappe zwölfmal kopiert. Samsa druckt gerade die letzten zwei Analyseberichte aus und will Kopien für die Besprechungsteilnehmer machen.

Eine Consulting-Firma hat im letzten Moment noch ein Web-Frontend auf die Beine gestellt, mit dem man über das lokale Netz Zugriff auf alle Analysen hat und sogar selbst neue Reports aufbauen kann. Schicke Sache, vermutlich wird das alleine schon das Projekt zum Erfolg machen. Aber der Blick auf die Reports verpasst Samsa dann doch den Adrenalinstoß, den er den ganzen Tag befürchtet hat: Der Report liefert vollkommen unplausible Zahlen. Das Diagramm ist wertlos! Und der zweite Report läuft in einen Fehler. Anruf bei dem Consulter: Der Fachmann ist gerade nicht erreichbar, die eigene DV-Abteilung hat von dem Produkt keine Ahnung und sagt nur: "Ihr mit eurem BI-Zeug., was heißt das eigentlich?".

Die Präsentation geht dann doch noch dank viel Wohlwollen über die Bühne, obwohl Herr Reinelt sich zu der gehässigen Bemerkung genötigt sieht, dass DV ja wohl immer irgendwie haken müsse, um den Einsatz teurer Externer zu rechtfertigen.

Nach der Besprechung beginnt die Problemsuche. Die Datenbankadministratoren haben einige Tabellenspalten umgeordnet und einen Datentyp geändert. Ein ETL-Prozess ist nur teilweise durchgelaufen.

Die Auswirkungen auf die BI-Reports sind jedem, der bereits einmal ein Satellitensystem an die Unternehmens-DV angeklinkt hat, sonnenklar: Wenn das Backend nicht mitspielt, wird das BI-System auf dem Desktop des Analysten oder auf dem Web-Server nie stabil laufen und wirklich die unternehmenskritischen Kennzahlen zuverlässig produzieren.

Samsa träumte wirklich sehr unruhig; von "ALTER TABLE" Statements, von heruntergefahrenen Datenbank-Servern, die genau dann nicht verfügbar sind, wenn seine Cubes aktualisiert werden sollen, von instabilen IP-Verbindungen, die die ETL-Prozesse zum Absturz bringen ...

*Die Personennamen sind frei erfunden.