Aktie der Woche

Augusta: Droht ein Totalverlust?

23.07.2004

Mit einem Kursrutsch unter die psychologisch wichtige Ein-Euro-Marke quittierte die Börse die "Herauslösung" der Data Display AG aus der Augusta Technologie AG. "Ersatzloser Verlust" würde den Vorgang wohl besser beschreiben. Nachdem der hoch verschuldete Konzern eine Bankbürgschaft über 22,3 Millionen Euro, die zur Sicherstellung der Ansprüche der Minderheitsgesellschafter nötig gewesen wäre, nicht leisten konnte, machten die Minderheitsaktionäre von ihrem Recht Gebrauch, die Übertragung des 72,1-Prozent-Anteils, den Augusta an dem einstigen Börsenaspiranten hielt, zu fordern. Durch den unentgeltlichen Abgang der Anteile wird die zum 31. März 2004 auf Konzernbasis noch mit einem Eigenkapital von rund 15,2 Millionen Euro ausgestattete Augusta Technologie AG einen außerordentlichen Verlust von zirka 13 Millionen Euro verbuchen müssen.

Wandelanleihe muss zurückbezahlt werden

Damit dürfte es noch fraglicher sein, ob es dem Unternehmen, das in Nischenmärkten industrieller IT-, Sensor- und Kommunikationssysteme tätig ist, gelingen wird, die im kommenden Jahr fälligen Zahlungen zu leisten. So muss im Februar 2005 eine Wandelanleihe über 75 Millionen Euro zurückbezahlt werden, deren Wandlung so gut wie ausgeschlossen ist (erst ab einem Aktienkurs von 42,3 Euro würde eine Wandlung Sinn geben). An der Misere ändert auch die stabile Geschäftsentwicklung nichts. So wurde für das erste Quartal (Ende: 31. März) ein gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode leicht gestiegener Umsatz von 57,2 Millionen Euro ausgewiesen. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern Einnahmen in Höhe von rund 260 Millionen Euro sowie ein ausgeglichenes Ergebnis.

Mit der Neuordnung der Finanzen wurde nun die Investmentbank Houlihan Lokey Howard & Zukin beauftragt. Sie erarbeitet ein Konzept, auf dessen Basis den Wandelanleihegläubigern im September Vorschläge unterbreitet werden sollen. Mögliche Alternativen könnten beispielsweise die Laufzeit oder auch die Wandlung in Augusta-Aktien zu geänderten Konditionen sein. Ob die Anleihegläubiger dem zustimmen werden, ist aber äußerst ungewiss. Auch der Kurs der Anleihe mit 45 Prozent vom Nennwert signalisiert, dass die Werthaltigkeit der bestehenden Beteiligungen von Augusta kaum ausreichen dürfte, um die Gläubiger voll befriedigen zu können.

Beteiligungen verloren deutlich an Wert

Bei den Beteiligungen handelt es sich beispielsweise um die börsennotierte Pandatel (57,9 Prozent), deren Marktkapitalisierung in den vergangenen Monaten infolge schwacher Geschäftszahlen deutlich zurückging. Da neben der Umschuldung der Anleihe im Juni 2005 auch noch ein Konsortialkredit über 46 Millionen Euro fällig wird, erscheint für die Aktionäre der Gesellschaft, die seit Mai 1998 zunächst am Neuen Markt und nun im Prime Standard gelistet ist, ein Totalverlust nicht ausgeschlossen - sofern es nicht doch noch zu einer Einigung mit der Mehrheit der Anleihengläubiger kommt. (gh)

*Die Autoren sind Analysten der Capital Management Wolpers (CMW) GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.