Unter Augmented Reality (AR) - erweiterte Realität - versteht man im Allgemeinen die Anheftung digitaler Informationen an Objekte in der realen Welt - ganz im Gegensatz zur Virtual Reality (VR), die sich komplett im virtuellen Raum abspielt, vergleichbar mit einem Holodeck in einer Brille.
AR ist ein Anwendungsgebiet der „Computer Vision“, der Wissenschaft, die Computern das „Sehen“ beibringt. Die Forschung beschäftigt sich mit AR schon seit 1980. Einer der Pioniere war unter anderem Steve Mann, der das erste tragbare Display entwickelt hat, das virtuellen Text und grafische Überlagerungen mit der Realität vermischen konnte. Steve Mann geriet 2012 als „Cyborg“ in die Medien, als ein Mitarbeiter in einem Fastfood-Restaurant versuchte, ihm sein Headset vom Kopf zu reißen.
AR, MR, VR und AV
Die Begrifflichkeiten Augmented Reality, Mixed Reality, Virtual Reality und Augmented Virtuality werden oft recht frei ausgelegt, obwohl es eine klare Definition gibt.
Mixed Reality umfasst das gesamte „Realitäts-Virtualitäts-Kontinuum“ unter Ausschluss der echten Realität und der reinen Virtualität (VR).
Bei Augmented Reality liegt die Realität im Vordergrund und wird durch digitale Informationen oder Einblendungen ergänzt.
Augmented Virtuality (erweiterte Virtualität) beschreibt Anwendungen, bei denen der Nutzer beispielsweise ein VR-Headset zum Spielen aufhat, jedoch trotzdem Informationen aus der realen Welt, beispielsweise andere Personen im Raum, über ein Mikrofon wahrnimmt.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind weit gefächert. Das Spiel Pokémon Go beispielsweise erlaubt es den Spielern, tausende per GPS platzierte virtuelle Kreaturen in der realen Welt einzusammeln, um im Spiel voranzukommen. Bei Snapchat können Anwender animierte Masken ausprobieren und damit lustige Fotos oder Videos erstellen.
Langsam kommt die Technologie auch im kulturellen Bereich an. So werden beispielsweise in Museen Zusatzinformationen zu Ausstellungsstücken angezeigt und der entsprechende Audio Guide startet, sobald der Besucher vor dem Exponat steht.
Ähnlich ist dies auch für Touristen in Städten umsetzbar, die über eine App einen virtuellen Tourguide an ihre Seite bekommen. Für die Stadt Monheim übernimmt das Wappentier, eine Gans, diese Rolle.
Potenzial im B-to-C- und B-to-B-Umfeld
Vor allem aber wird Augmented Reality in weiten Bereichen der Wirtschaft eingesetzt, etwa für die digitale Einrichtung von Räumen durch Möbelstücke mittels Tablet oder Smartphone. Auch eine digitale Anprobe von Schmuck, Makeup oder Sonnenbrillen ist mittels Gesichtserkennung bereits heute möglich.
Verkäufer setzen die Technologie ein, um direkt beim Kunden zuhause Klimaanlagen oder andere Einbauten zu platzieren und damit die Kaufentscheidung zu erleichtern.
Im B2B-Bereich wird Augmented Reality vor allem in der Industrie eingesetzt, um Produkte auf Messen zu präsentieren, Mitarbeitern die Wartung und Schulung durch animierte Anleitungen am echten Produkt zu erleichtern oder um Produktionsmaschinen virtuell in der Werkshalle zu platzieren, um den verfügbaren Platz optimal auszunutzen.
Die Einsatzmöglichkeiten sind hier nahezu endlos und können den Unternehmen im Falle der richtigen Anwendung sehr viel Geld sparen.
In Zukunft werden früher oder später alle Nutzer digitaler Medien mit dieser Technologie in Berührung kommen, da AR ein neues Zeitalter des Konsums von digitalen Daten einläuten wird. Die Angewohnheit, den ganzen Tag auf eine Glasscheibe wie beim PC-Monitor oder Smartphone zu starren, wird durch die Möglichkeit abgelöst, den kompletten Raum um den Nutzer herum als Desktop zu verwenden und beliebig viele digitale Bildschirme an die reale Welt anheften zu können.
Einer der ersten Versuche, dieses neue Zeitalter einzuläuten, ist die Hololens von Microsoft, ein Headset, das kontinuierlich den Raum scannt, um virtuelle Inhalte darin platzieren zu können. Als Betriebssystem kommt eine modifizierte Version von Windows zum Einsatz.
In Zukunft wird diese Technologie in normalen Brillengestellen, möglicherweise auch in Kontaktlinsen oder gar implantierten Chips enthalten sein, die die Informationen direkt in den Sehnerv spielen - was dann nicht nur technologische, sondern ohne Zweifel auch ethische Fragen aufwerfen wird.
(PC-Welt)