Gastkommentar

Augenwischerei mit ERP-Software

26.02.1999
Wolfhart Grote Geschäftsführer der Infolab GmbH, Erlangen

Jede Supply-Chain-Software funktioniert als Aufsatz auf ein ERP-System. Wenn also die Großen der ERP-Branche von integrierten Systemen sprechen, ist das Augenwischerei. Ihr Ziel ist klar: Kundenbindung. Manche Anwender stört das nicht. Man habe ja dann ein System von einem Hersteller, der sich auch um den Support kümmere. Fragt sich nur, ob auch alle Zulieferer in eine Software-Umstellung investieren wollen, von der nicht sicher ist, ob sie noch im selben Jahr in den Produktivbetrieb geht.

Erstens: Spezialsoftware erfordert einen geringeren Installations- und Supportaufwand. Die Integratoren kennen ihr Produkt sehr gut und sind auf Probleme vorbereitet. Das installierende Unternehmen ist kein Versuchskaninchen.

Zweitens: Spezialsoftware bildet Strukturen und Abläufe besser ab.

Drittens: Spezialanbieter sind preiswerter als ERP-Anbieter. Das macht Supply-Chain-Management auch für Mittelstand und Zulieferer bezahlbar.

Viertens: Ausgereifte Supply-Chain-Software läßt sich auf verschiedene ERP-Systeme aufsetzen. Das bedeutet: Bei der Einbindung eines anderen Unternehmens in die Lieferkette muß nur ein kleines Bauteil ausgetauscht werden. Das ist auch in anderer Hinsicht bedeutsam: beim Trend zu virtuellen Unternehmen mit Planung und Produktionssteuerung über WAN oder Internet. Gerade da spielt Supply-Chain-Management seine Vorteile so richtig aus. Und gerade da muß die Software mit vorhandenen Betriebsstrukturen und der von den Beteiligten jeweils eingesetzten Standardsoftware flexibel umgehen können. Das können großvolumige Programme, die noch dazu erst in der Erprobungsphase sind, schlicht nicht leisten.