Aufstieg in die Liga der virtuellen Personalberater

04.05.2001
Von Gabriele Müller
Wer will schon eine reine Internet-Jobbörse? Die Betreiber solcher Stellenmärkte jedenfalls nicht. Mehr Service, mehr Funktionalität, mehr Komfort für Unternehmen und Bewerber heißen die Schlagworte.

Erst wenige Monate ist es her, da relaunchte die Jobware Online-Service GmbH in Paderborn ihr Karriereportal im Netz. Schon damals hieß es, "weg von der bloßen Stellenanzeige im Netz", hin zu mehr Content und Angebot rund um Karriere und Beruf. Jetzt kommt der zweite Teil des Plans zum Tragen, mit dem Geschäftsführer und Gründer Randolph Vollmer der Konkurrenz die Zähne zeigen will.

Geschäftsführer Randolph Vollmer
Geschäftsführer Randolph Vollmer

Mit Jobware Consult soll endgültig der Sprung in ein anderes Fach geschafft werden: Aktive Karriere- und Unternehmensberatung wollen die Westfalen künftig bieten.

Ein solcher Schritt kommt nicht von ungefähr. Denn der Markt ist lukrativ und wächst sprunghaft an. Laut dem US-amerikanischen Marktforschungsunternehmen Forrester Research werden die Umsätze in Europa von 859 Millionen Euro im Jahr 2001 auf 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2005 ansteigen. Wer sich hier als Dienstleister gut positionieren will, muss überzeugende Konzepte vorlegen können.

Deshalb rüsten die Konkurrenten, von Jobscout 24 über Monster und Stepstone bis zu Jobpilot, auch immer weiter auf. Längst bieten alle einen umfassenden Service für Studenten, Absolventen, Azubis oder Führungskräfte. Ob Diplomarbeit oder Praktikum, für alle Karriereschritte ist gesorgt. Firmen können und sollen längst komfortabel, schnell und sicher den richtigen Kandidaten finden. Helfen sollen dabei Filter und Auswahl-Tools, Präsentationsmöglichkeiten und - wie bei Jobpilot jetzt neu - eine virtuelle Karrieremesse, bei der sich Personalchefs und Bewerber im Netz treffen.

Experten wie Martina Jäger, Geschäftsführerin der Dr. Jäger Medien-Service & Consulting GmbH in Königstein, die sich mit dem Thema E-Cruiting beschäftigen, erwarten eine Konsolidierung des Marktes. "In Zukunft wird es sicher nur einige wenige große Anbieter geben und mehrere kleine, die dann Nischen besetzen und Angebote für Spezialisten machen."

Denn kaum eine Firma, so Jäger, "arbeitet auf Dauer mit mehreren Jobbörsen zusammen. Das ist einfach zu aufwändig." Arbeitgeber "testen, wie viel Bewerber mit welcher Qualifikation auf ihre Anzeigen in solche Börsen kommen. Danach entscheiden sie sich für eine weitere Zusammenarbeit." Dennoch ist mit Versum.de ein Projekt an den Start gegangen, hinter dem zehn große deutsche Zeitungsgruppen mit insgesamt 88 Blättern stehen. Allein in Deutschland will JobVersum 60000 Jobangebote ins Netz stellen und dabei nicht nur einen "Abklatsch" von Printanzeigen liefern, der in den angeschlossenen Zeitungen erscheint. Zusätzlichen Service soll etwa eine Bewerberdatenbank bringen, in der Kandidaten ihr Profil hinterlegen können.

Solche neuen Schwergewichte im Markt lassen Jobware-Chef Vollmer trotzdem nur kühl lächeln. Seine Strategie sieht anders aus: "Wir sehen uns in Zukunft viel eher als Karriereberater im Web und als virtueller Personalberater für Unternehmen", kündigt er an. Auch hier gibt es bereits Wettbewerber im Netz.

Mit Futurestep ist seit Oktober 1999 eine hundertprozentige Tochter von Korn/Ferry International im Netz, und hinter Leadersonline.com steht Heidrick & Struggles. Beide sind international renommierte Beratungsfirmen. Vollmer hat auch vor solchen Namen keine Angst und nennt dafür zwei Gründe: "Diese Firmen sind renommierte Personalberater, aber nicht als Online-Marke bekannt. Sie stehen nicht wirklich für E-Recruiting."

Vor allem aber ist deren Spielwiese meist das Topmanagement mit entsprechenden Provisionen. Rund ein Drittel des Jahresgehalts etwa verlangt Futurestep vom Auftraggeber. Mit "20 Prozent eines Jahresgehalts als Honorar" will sich Jobware Consult zufrieden geben, "und das nur, wenn es wirklich zu einer Einstellung kommt". Da aber ist Vollmer optimistisch: "Wir schöpfen aus dem Vollen, nutzen alle unsere Kontakte zu namhaften Unternehmen."

Als Bewerber hat er dabei durchaus nicht nur die Spitzenverdiener ins Visier genommen, sondern auch Young Professionals, Fach- und Führungskräfte: "Menschen mit einer vernünftigen Ausbildung und Berufserfahrung. Das kann ein Informatikabsolvent ebenso sein wie eine gestandene Sekretärin."

Für solche Bewerber will Jobware Consult künftig Bewerbungs- und Karrierekonzepte entwickeln. Dazu gehört die Suche nach einem potenziellen Arbeitgeber ebenso wie das Zusammenführen von Jobanbieter und Nachfrager. Mit www.jobware.de können die Westfalen dafür auf eine breite Plattform und Kontakte zu mehr als 500 Firmen zurückgreifen. Dass Firmen dieses Angebot annehmen, davor ist dem Jobware-Geschäftsführer und früheren Berater mit Schwerpunkt Personal-Marketing deshalb auch nicht bange.

"In der Beraterbranche klassischer Prägung mögen wir zwar als Außenseiter gelten, aber wir bringen Know-how aus unserer Firmengeschichte mit, das sich jetzt auszahlt. Damit haben wir unsere Position gefunden."