Aufklärungskampagnen sollen die Öffentlichkeit schulen:SW-Klau gerät unter Regierungsbeschuß

21.02.1986

ARLINGTON (CW) - Dem alten Erzfeind "Softwarepiraterie" hat die amerikanische DV-Industrie dieses Jahr verstärkt den Kampf angesagt. Schützenhilfe bekommen die Hersteller zwischen Massachusetts und Silicon Valley von der US-Regierung und der Anbieterorganisation "Adapso".

Ergänzend sollen breitangelegte Kampagnen wirken, die darauf ausgelegt sind, die amerikanische Öffentlichkeit wachzurütteln. Viel versprechen sich die US-Softwerker von einem Report, an dem gegenwärtig das Office of Technology Assessment arbeitet. Ziel der Untersuchung ist es, eine Vorlage für strengere Copyright-Gesetze im Softwarebereich einzubringen.

Schon letztes Jahr startete die Association of Data Processing Service Organizations Inc. (Adapso) eine Kampagne gegen die Software-Piraterie; erster Schritt dieser Aktivitäten war die Klage gegen die American Brands Inc. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, eine seiner Niederlassungen, die Wilson Jones Co. aus Chicago, arbeite mit illegal erworbener Software.

Viel Energie verwendet die Organisation nach wie vor darauf, in der Industrie Unterstützung für einen Technologiestandard zu finden, der einen Lock-and-Key-Schutz gegen die Verwendung von nicht autorisierten Softwarekopien zum Inhalt hat.

Beim amerikanischen Verteidigungsministerium ist dieses Vorhaben auf eine positive Reaktion gestoßen. Einige Mikrocomputer-Anbieter zeigen sich allerdings eher zurückhaltend, weil sie sich der Reaktionen in Enduser-Kreisen nicht sicher sind.

Wie hoch der Schaden wirklich ist, der jedes Jahr durch illegal kopierte Software entsteht, untersuchte Anfang 1985 die amerikanische Future Computing Inc. Die Marktforscher kamen zu dem Ergebnis, daß jede zweite Programmkopie unerlaubt zustande kommt. Wenn nur jedes vierte der "geklauten" Programme rechtmäßig gekauft würde, konstatierten die Branchenkenner, könnte die Softwareindustrie jährlich einen Umsatzgewinn von 800 Millionen Dollar verzeichnen.

Nach Ansicht der meisten Hersteller ist die Notwendigkeit, die Endbenutzer zu erziehen und bei ihnen Verständnis für die Belange der Industrie zu wecken, mindestens ebenso wichtig wie eine strengere Gesetzgebung. Nicht nur Freaks seien nämlich der Meinung, daß das unerlaubte Kopieren von Software keine Straftat darstelle. Auch professionelle Benutzer hätten in dieser Hinsicht oft kein Unrechtsbewußtsein.