IT-gestützte Geldwäscheprävention

Auffälligen Konten auf der Spur

19.10.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Landesbank Baden-Württemberg setzt bei der Suche nach Geldwäschern eine neue Software ein. Das individuell entwickelte System wertet sämtliche Kontobewegungen anhand definierter Indizien aus.

Jedes Jahr fließen nach Schätzung von Experten einige hundert Milliarden Euro an "schmutzigen" Geldern in den Wirtschaftskreislauf ein. Banken sind deswegen vom Gesetzgeber gehalten, auffällige Transaktionen aus der Vielzahl der Kontobewegungen herauszufiltern und potenzielle Geldwäscher den Strafverfolgungsbehörden zu melden.

Ohne IT-Unterstützung sei die notwendige Kontenprüfung nicht zu leisten, erläutert Karl-Heinz Wagner, Geldwäschebeauftragter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Manuelle Überprüfungen wären nicht mit vertretbarem Aufwand möglich, da in der Regel jeder Kontoführer des Instituts eine sehr große Zahl von Konten zu betreuen habe.

Um die Mitarbeiter bei der Suche nach ungewöhnlichen Kontobewegungen zu unterstützen, hat die LBBW die Software "Smaragd" (Scoring-Modell zur Analyse und Recherche auffälliger Geldbewegungen) in einem rund zweijährigen Projekt implementiert. Das System wurde von der LBBW zusammen mit der Stuttgarter dv/d Systempartner GmbH, einem Tochterunternehmen der Bank, entwickelt: "Auf dem Markt war nichts vorhanden, was unseren Ansprüchen gerecht geworden wäre", so Wagner. Die Basis der Software stammt vom Data-Warehouse-Anbieter SAS.

Für Wagner ist das neue System jedoch nur ein Baustein des Prozesses. Aufmerksame, gut geschulte Mitarbeiter könne die Lösung nicht ersetzen. Das Smaragd-System wertet in einem Scoring-Verfahren sämtliche Kontobewegungen anhand von definierten Indizien aus. Solche Hinweise sind zum Beispiel sprunghafte Umsatzsteigerungen ohne offensichtlichen Grund oder Transaktionen, die nicht im Einklang mit den wirtschaftlichen Verhältnissen des Kunden stehen. Verdächtige Konten meldet das System automatisch an die Abteilung Geldwäscheprävention der Bank. Da es sich dabei um sehr sensible Daten handelt, hat nur diese Abteilung darauf Zugriff.

Einen direkten Return on Investment erwartet die LBBW nicht. Das System dient dem Schutz der Bank und nicht zuletzt der Mitarbeiter. Diesen drohen bei einem Geldwäschefall innerhalb ihrer Zuständigkeit bis zu fünf Jahren Haft. Die IT-gestützte Geldwäscheprävention steht nach Wagners Meinung erst am Anfang ihrer Entwicklung. Er rechnet künftig mit noch strengeren gesetzlichen Vorgaben.