Auf Treu und Repository-Glauben

29.09.1989

Es wäre verfrüht, über IBMs Datenbasis-Produkt, genannt "Repository", ein Urteil abzugeben. Uns fehlt sowohl das Verständnis als auch der Glaube. Ist das "Repository" Oberhaupt ein Produkt? Wenn nicht, was ist es dann? Kann man als Chronist wiederum so viel falsch machen wie bei SAA, von dem IBM selbst sagt, es sei kein festes Ziel, sondern ein Prozeß? Die Frage muß erlaubt sein, ob der Marktführer bereit ist, seine bestehende Software dem Repository anzupassen. War bei SAA wenigstens klar, daß die Architekturen /370, AS/400 und OS/2 unterstützt werden sollen, so fehlt bei dem AD/Cycle-Announcement der Hinweis auf die OS/2-Anbindung: Bedingter Vorsatz oder schlicht Schlamperei? Doch es wäre verfrüht, ein Urteil über das Repository abzugeben.

Desinformation mit klarem Vorsatz betreibt die IBM dagegen auf einem ganz anderen Gebiet: Da wird in Wahrheit das System 136 durch lebensverlängernde Ankündigungen aufgewertet, doch die blauen Marketiers sprechen von "AS/Entry", von einer Abrundung der AS/400-Produktpalette nach unten. Soviel ist klar: Die /36-Kunden haben sich gegenüber den AS/400-Versprechungen resistent gezeigt. Dann ist aber auch klar: Aus dem /36-Topf werden sich die AS/400-Salesleute nicht wie gewünscht bedienen können - und das wird die Statistik der AS/400-Shipments beeinflussen.

Kein Trost für Nixdorf: Wenngleich das AS/400-Geschäft nach wie vor überwiegend im /38-Replacement liegt, was für die IBM kein echtes Neugeschäft bedeutet, so werden die Ablöse-Erfolge doch zahlreicher - und davon ist in erster Linie Nixdorf betroffen. Das erklärt auch, warum die AS/400 in Europa, und insbesondere in der Bundesrepublik, besser läuft als in den USA, wo es einen vergleichbaren Markt - gemeint ist die Mittlere Datentechnik - nicht gibt.

Für die derzeit arg gebeutelten Paderborner stellt sich die Frage, was sie gegen die AS/400-Invasion tun können. Wie es aussieht, ist die 8870-Bastion nicht zu halten. Grabenkämpfe auf diesem unwegsamen Terrain würden nur Kräfte binden, die anderweitig benötigt werden. Es geht um den Unix-Markt. Nixdorf muß endlich einsehen, daß eine Schaukelpolitik (halb 8870-schwanger, halb guter Hoffnung, was Unix betrifft) auf die meisten Anwender irritierend wirkt.