Auf Karrierekurs

20.02.1987

Wer sich über neue Berufe (und damit meinen wir neue, nicht neumodische) in der DV- und Kommunikationstechnik informieren will, wird großenteils mit Pi-mal-Daumen-Schätzungen oder frommen Wünschen abgespeist - die Hochschulen machen sich da ebenso schuldig wie die DV-Anbieter und die Fachzeitschriften. Die letzte einschlägige Untersuchung stammt, wenn wir uns recht erinnern, aus dem Jahre 1974.

Cobol-Programmierer, um ein Paradebeispiel von anno dunnemal aufzugreifen, haben nach wie vor Konjunktur - doch wie lange noch? Früher genügte es, Fachkompetenz (etwa im Kodieren) in einer einmaligen Instantausbildung zu erwerben. Dies ist jetzt nicht die Lage: Die Sicherung der Berufsqualifikation erfordert gerade in der Informationstechnik permanente Erneuerungsanstrengungen, eine "persönliche Strategie der Modifikation".

Der Kolumnist ertappt sich dabei, in der Pi-mal-Daumen-Argumentation zu bleiben. Der wunde Punkt ist doch, daß sich technischer Wandel in seinen Anforderungen an das Spezialwissen der "Betroffenen" nur schwer abschätzen läßt. Macher, die nicht wissen, was sie tun sollen, als Leidtragende, die nicht ahnen, was auf sie zukommt: Ist dies jetzt die Lage?

Nehmen wir die DV-Hersteller, nehmen wir CIM - und wir meinen hier mehr als Computer Integrated Manufacturing, nämlich Computer-Integration, die den Bürobereich einbezieht ("Computer Integrated Management"!?): Es zeigt sich jetzt, daß die Hardware-Boxen selbst in der buntesten Turnkey-Verpackung ("softe" Problemlösung) nicht verkauft werden können.

Maßstab für den Erfolg der CIM-Idee bei Anwenderfirmen ist die Personalentwicklung in der Fertigung und im Burö. Doch CIM-kompetente Mitarbeiter fehlen. Es ist deshalb dringend erforderlich, die Herausforderung CIM; nicht nur als technologische, sondern auch als soziale ("personale") Innovation zu begreifen und frühzeitig die Weichen für die notwendigen neuen Berufsbilder zu stellen.

Doch wie können Einsteiger (Studenten), Umsteiger (Praktiker) und Aufsteiger (zukünftige Führungskräfte) in der Ausbildung zum CIM-Professional unterstützt werden? Mit dem Forum Berufsbild CIM" ist die Münchner Systec-Messe im Herbst vergangenen Jahres neue Wege gegangen. "Karriere-Zentrum" heißt eine Sonderschau auf der CeBIT '87 in Hannover. Mit-Initiator der Veranstaltung ist, wie in München, CW-Publikationen (siehe auch Seite 65).

Obwohl dieser Kommentar in einer CW-Publikation erscheint, nimmt sieh der Kolumnist das Recht heraus, pro domo, für das "Karriere Zentrum", zu schreiben. O-Ton Einladungsbroschüre: Vertreter aus Industrie, Dienstleistung sowie Ausbildung, Forschung und Lehre finden hier ein Informationsangebot zum Thema CIM, das praxisorientiert ist und zugleich eine arbeitsmarktpolitische Dimension erreicht. "Auch eine Nummer kleiner wird ein Karriere-Schuh draus: Patentrezepte gibt es nicht, aber das "Karriere-Zentrum" will Denkanstöße für den künftigen Berufsweg vermitteln und neue Tätigkeitsfelder aufzeigen. Merke: Wir wollen Ihnen Ihr Abo-Exemplar zustellen, solange Sie im Job sind!

PS: Ganz so uneigennützig, wie es scheint, handelt der Verfasser dieser Zeilen allerdings nicht. Übrigens: Wollen Sie nicht DV-Fachjournalist werden? Näheres im "Karriere-Zentrum"!